Cecina-Vorsitzender greift Gilchings Bürgermeister zwecks maroder Kugel an
Ein Novum zum Haushalt 2023 - weil Grünenrat Peter Unger das Krankenbett hüten musste, gab es erstmals seit Jahrzehnten keine ablehnende Stimme
Gilching – Ein mit spitzer Nadel gestrickter Haushalt in Gilching ist nur knapp an der Legalität vorbeigeschrammt. Musste doch, um ihn auszugleichen, erstmals dem Verwaltungshaushalt ein Zuschuss aus dem Vermögenshaushalt gewährt werden. Für Bürgermeister Manfred Walter Grund zur Sorge, da „dies eigentlich nicht zulässig ist und man aber derzeit auch nicht weiß, wo es hingeht. Ich hoffe, dass 2023 eine Ausnahme bleibt“.
Selten war sich das Ratsgremium bei Haushaltsberatungen so einig, wie beim Haushalt 2023. Einigkeit herrschte auch darin, dass etliche Projekte auf die Warteliste geschoben werden mussten. Lediglich das Kinderhaus an der Nicolaus-Otto-Straße soll, wie geplant, fertiggestellt werden. „Unser Haushalt gibt nur die Zahlen wieder, die wir gemeinsam im Workshop im Oktober erarbeitet haben“, betonte Manfred Walter. „Wir waren uns auch einig darin, wo kein Geld da ist, da kann man auch keines ausgeben. Bedauerlich, dass einige Projekte darunter leiden müssen. Es ist aber nicht zu ändern.“
Für Zoff sorgte eine Wortmeldung aus den Zuschauerreihen. Jakob Promoli (Foto rechts), Vorsitzender des Cecina-Vereins, warf Walter vor, die Partnerschaft mit Cecina und diesbezüglich das Wahrzeichen „Cecina-Kugel“ nicht Wert zu schätzen sowie das Engagement des Künstlers Antonio Fiengo zu missachten. „Ich bin bestürzt, wie man mit dem Symbol und den Menschen umgeht“, rüffelte Promoli.
Wie berichtet, hat der Finanzausschuss die erneute Sanierung der Partnerschafts-Kugel – geschätzt rund 30000 Euro – als „verschiebbar“ nicht im HH 2023eingestellt. Auf Promolis Vorwürfe konterte Walter, dass sich die Menschen mehr darüber freuten, wenn auch weiterhin das „Festa Italiana“ stattfinde, das durch die Gemeinde unterstützt werde, als dass sie sich ärgerten, dass die Kugel erst in ein, zwei Jahren wieder aufgestellt werde. Im Übrigen wies er Promoli darauf hin, dass trotz Sparmaßnamen der Verein Cecina auch heuer wieder einen Zuschuss in Höhe 3000 Euro bekomme. Als Promoli nach rund 20 Minuten Beschimpfungen Richtung Rathauschef sowie Verwaltung erneut das Wort ergriff, mahnte Walter, „Sie haben kein Rederecht und wenn sie jetzt nicht still sind, muss ich Sie des Saals verweisen“. Was Promoli veranlasste, wütend den Sitzungssaal zu räumen.
Zur Sachlichkeit zurückkehrend ging Kämmerer Andreas Spörl auf das Mammutwerk Haushalt ein. Als Leitgedanken für 2023 gab er dem Gremium mit auf den Weg: Keine Erhöhung von Steuersätzen und Gebühren, keine Darlehens-Aufnahmen sowie Sparen wo möglich und investieren nur da, wo zwingend nötig.
Dass der Verwaltungshaushalt nicht aus eigener Kraft ausgeglichen werden konnte und auf eine Zuführung durch dem Vermögenshaushalt angewiesen ist, bedauerte Walter auch im Hinblick auf die Zukunft: „Wenn das so bleibt, muss das ganze Finanzsystem der Gemeinden auf den Kopf gestellt werden. Diese Sorge treibt mich um.“ Heiterkeit kam trotz sorgenvoller Mienen auf, als es an die Abstimmung des HH 2023 ging. Da Grünen-Rat Peter Unger derzeit das Krankenbett hüten muss, wurde der Haushalt erstmals seit Jahrzehnten ohne Gegenstimme verabschiedet. Uli Singer