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Peu a peu schließen die Läden in der Gilchinger Waldkolonie

Manfred Herz bedauert die Entwicklung insbesondere im Non Food Bereich - hier sorgt der Oline-Handel für Abwanderung der Kaufkraft

Gilching – „Wir fühlen uns abgehängt und von der Gemeinde im Stich gelassen“, beklagt Ingrid Kelm aus Gilching. Ihr und weiteren Bewohnern der Waldkolonie geht es um die vielen leerstehenden Läden, für die keine Nachfolger in Sicht sind. Um Bewegung in die Sache zu bringen, hatte Kelm nun Anwohner und die Presse eingeladen, um mal „richtig Dampf abzulassen“.


„In der Waldkolonie wohnen rund 6000 Menschen. Es gibt aber fußläufig keinen einzigen Laden mehr, in dem wir unsere Grundnahrungsmittel einkaufen könnten“, erklärte Kelm. Nach und nach hätten rund um die Waldkolonie unter anderem zwei Apotheken, der Optiker, der Obst- und Gemüsehändler, die Eisdiele, der Fahrradladen, der Schuhladen Reno und zuletzt auch noch der einzige Bäcker zugemacht – und viele der Läden stünden seither leer. Kelm: „Kommt man von der Autobahnausfahrt nach Gilching rein, bietet sich ein furchtbares Erscheinungsbild. Alles wirkt verlassen und teilweise auch verdreckt. Es ist ein Trauerspiel.“

Unter den 13 Teilnehmern des Gesprächs war auch Fritz Wauthier. Er ist Bewohner der Waldkolonie und zudem Vermieter von Immobilien. In seinem Wohn- und Geschäftshaus in der Waldstraße 1 befanden sich unter anderem ein Obst- und Gemüseladen, eine Eisdiele sowie die Bäckerei Boneberger. Wauthier versicherte, dass er aktiv nach geeigneten Nachmietern Ausschau gehalten habe. In den ehemaligen Obst- und Gemüseladen ist eine Pizzeria eingezogen. Aus der Eisdiele wurde dagegen eine Wohnung und in der ehemaligen Bäckereifiliale eröffnete eine Psychotherapeutin hinter zugehängten Fenstern ihre Praxis. „Ich weiß, das trägt nicht positiv zum Erscheinungsbild bei. Ich hatte aber vorher fünf Bäckerei-Ketten angeschrieben und ihnen ein Angebot für den Laden gemacht“, erklärte Wauthier. „Durch die Bank gab es nur Absagen. Die Begründung war, der Standort sei nicht attraktiv. Heute geht man nämlich nicht mehr nur zum Bäcker, sondern in den Supermarkt, in dem auch Bäckerei-Filialen ihre Ware anbieten. Und je weniger los ist, desto mehr Läden werden schließen“, ist Wauthier überzeugt.

Eine Erfahrung, die auch Gilchings CSU-Gemeinderat und Gewerbereferent Manfred Herz kennt. Er war zur Versammlung eingeladen, befindet sich aber derzeit auf Geschäftsreise im Ausland. Unter anderem sollte er erklären, weshalb der ehemalige Reno-Schuhladen – der letzte übrigens in Gilching – an der Sonnenstraße seit Monaten leer steht. Herz ist Eigentümer der Immobilie.

Auf telefonische Anfrage sagte Herz: „Mir ist es wichtig, dort wieder einen Schuhladen zu etablieren. Leider übernehmen im Schuhhandel verstärkt die Filialisten wie Deichmann die Szene. Für die ist aber der Standort Gilching nicht attraktiv genug. Sie gehen lieber in Fachmärkte oder in ein Stadtzentrum. Ich hatte mich deshalb an die wenigen noch übrig gebliebenen Schuhläden in der Region gewandt, unter anderem an Treml in Herrsching.“ Treml sei durchaus an einer Filiale in Gilching interessiert, betonte Herz. „Leider hat auch er, wie so viele andere Händler, Probleme, gutes Fachpersonal zu finden. Und ohne Personal gibt es auch keine Filiale.“

Im Übrigen sei die derzeitige Entwicklung mitunter auch eine Folge des Kunden-Verhaltens. „Der Trend bei Non-Food-Artikeln geht leider in Richtung Internet. Der Einkauf über diese Plattformen wird verstärkt einer persönlichen Beratung vorgezogen. Ich befürchte, dass diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist, und der digitale Handel noch für viele Insolvenzen sorgen wird“, so Herz.


Uli Singer

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