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Staatsregierung vergibt Chance zum Schutz bayerischer Kiebitze

PRESSEERKLÄRUNG BUND NATURSCHUTZ - ORTSGRUPPE SEEFELD

Seefeld – Petition zum Schutz der Kiebitze scheitert im Petitionsausschuss des Landtags. Kiebitz in Bayern immer noch stark gefährdet. Landwirtschaft hat besondere Verantwortung, Petition forderte wirksamere Zahlungen für Landwirte, die beim Kiebitzschutz mitmachen.


Der bayerische Landtag hat heute die im Januar 2023 gestartete Petition „Rettet die Kiebitze in Bayern“ abgelehnt – zum großen Bedauern der Initiator*innen. Über 45.000 Menschen forderten gemeinsam mit dem BUND Naturschutz in Bayern einen verbindlichen Artenschutz in den kartierten Feldvogelkulissen in Bayern für den Vogel des Jahres 2024. „Leider ist hier eine große Chance für einen ehrlichen Artenschutz in Bayern vertan worden“, bedauert Constanze Gentz, Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Seefeld im Landkreis Starnberg und Initiatorin der Petition. Gentz weiter: „Der BN nimmt mit Unverständnis die Begründung von CSU und Freien Wählern zur Kenntnis – angeblich gibt es schon starke Schutzbemühungen. Diese reichen leider bei weitem nicht aus. Der Kiebitz in Bayern gilt immer noch als ‚stark gefährdet‘, viele Bestände sind rückläufig und erst recht weit entfernt von den Beständen vor 25 Jahren!

Um den Kiebitz in Bayern zu retten, forderte die Petition verbindliche Maßnahmen in den 2020 kartierten Feldvogelkulissen und vor allem eine faire Entlohnung der Landwirte, die Maßnahmen ergreifen, um den Kiebitz zu schützen. Bayern ist zum Erhalt der biologischen Vielfalt durch die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verpflichtet, betont die BN-Artenschutzreferentin Dr. Christine Margraf: „Wir brauchen grundsätzlich attraktivere Förderprogramme, nicht nur eine Sonderbehandlung in Einzelprojekten.“

Eine zentrale Stellschraube zum Schutz der Wiesenbrüter ist die Umgestaltung der Agrarförderungen und damit eine Orientierung an Gemeinwohlleistungen – also auch dem Naturschutz. Diese Leistungen müssen honoriert und nicht nur als Ertragsausfall gewertet werden. „Die bayerische Landwirtschaft erhält jährlich 1.000 Millionen Euro an EU-Agrarsubventionen als Direktzahlungen. Doch statt diese nach Leistung für die Umwelt, den Bodenschutz, das Trinkwasser und nach Bedürftigkeit zu vergeben, geht der Löwenanteil davon an die Grundbesitzer“, so der BN-Vorsitzende Richard Mergner.

Der BN erinnert außerdem an die im Volksbegehren „Rettet die Bienen“ geforderte Halbierung des Pestizideinsatzes, die dem Kiebitz wieder ein reicheres Futterangebot verschaffen könnte. Zudem an die Umsetzung des Moorschutzes. Diese könnten dem Kiebitz in Bayern das Überleben sichern. Ob der Gaukler der Lüfte das noch erleben wird, liegt in den Händen der bayerischen Staatsregierung.

In den letzten 24 Jahren ist die bayerische Kiebitz-Population um fast 90 Prozent zurückgegangen. 2021 wurden in Bayern nur noch 3.790 Brutpaare gezählt. Die Flächen mit Kiebitz-Vorkommen gingen zwischen 2014 und 2021 um 23 Prozent zurück. Die Lage in der Agrarlandschaft Deutschlands bleibt für den Kiebitz alarmierend. Mit der Trockenlegung von Feuchtwiesen und Mooren verlor der Kiebitz seinen ursprünglichen Lebensraum. Seitdem brütet er notgedrungen häufig auf Äckern. Manche Bewirtschaftungsschritte werden für das Gelege am Boden sowie für die flugunfähigen Jungvögel zur tödlichen Gefahr.

Seit 2014 versucht das Landesamt für Umwelt zwar, mit diversen Projekten den starken Rückgang zu stoppen. Jedoch bleibt der durchschlagende Erfolg bislang aus. In einigen Landkreisen wie Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen oder Weilheim-Schongau stehen die Kiebitz-Bestände nun kurz vor dem Erlöschen. Trotzdem lehnt die bayerische Regierung weiterhin verbindliche Bewirtschaftungsvorgaben ab und beschränkt sich auf rein freiwillige Maßnahmen. „Dass dieser Weg nicht ausreichend effizient ist, haben wir in den letzten Jahrzehnten gesehen,“ so Günter Schorn, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Starnberg.

Constanze Gentz, BN Ortsgruppenvorsitzende Seefeld


Uli Singer

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