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Zum Tod von Katharina Blaschi aus Gilching

In Erinnerung an Katharina Blaschi, ein liebenswertes Original aus Gilching. Die Geschichte entstand 2018 anlässlich ihres 90sten Geburtstag. Auf dem Titelfoto ist sie mit ihrer Schwester Anneliese zu sehen, die in Amerika wohnt und extra angereist war. Erschienen ist das Portrait 2019 in „Hauptsach‘ gsund‘ samma“ – im Uli Singer Verlag.


Flintenschuss und stoaharte Semmelknödeln

Katharina Blaschi gehört in Gilching, wie auch Schwester Emmi Brand (gestorben im Januar 2001), zu den Originalen, die über Jahrzehnte im Service des Oberen Wirts im Altdorf den Ton angaben. Während die Emmi jedoch auf ein Privatleben verzichtete, war Katharina verheiratet und schenkte zudem drei Kindern das Leben. Wovon zwei viel zu früh gestorben sind, sagt die 90Jährige, die mit Sohn Emanuel und dessen Familie in einem Vier-Generationenhaus zusammenlebt.

Als Katharina Blaschi am 19. Dezember 1928 geboren wurde, war es gerade einmal drei Monate her, dass der Gasthof „Zum Oberen Wirt“ nach einer verheerenden Feuersbrunst Wieder-Eröffnung feierte. Und wie für die Emmi, wurde das Traditionsgasthaus im Altdorf auch für Kathi zur zweiten Heimat.  „Mi hams gruafa, bois mi braucht ham und überoi dort eigsetzt, wo grod oana gfäit hot“, erzählt Katharina Blaschi. Entweder sie stand hinter dem Herd, kümmerte sich um den Service, tat Telefondienst, spülte stapelweise Geschirr oder putzte jeweils montags die Räumlichkeiten. Die Stammgäste liebten s’Kathl. „Sie hat jedem und immer geholfen, wenn Not am Mann war“, erzählt der Schorsch. Und von einer unglaublichen Geduld sei sie gewesen. Nur einmal, ein einziges Mal sei der Kathl der Gaul durchgegangen. Was dazu geführt habe, dass sie dem späteren Bürgermeister Heinrich Will ein Spielzeug-Gewehr um die Ohren gehauen hat. Und das kam so. Dem Nachbarsbuben hatte das Christkind eine so genannte Spielzeug-Flinte mit einem an einem Bindfaden befestigten Stopsel gebracht. Kathi war gerade einmal um die 15 Jahre alt. Der Nachbarsbub war der etwas ältere Heini Will, der nun der hübschen Nachbarin sein Gewehr vorführen wollte. Doch bei der Vorführung ist der Bindfaden gerissen, so dass der Stopsel direkt in Kathis rechtem Auge landete und wochenlang für ein blaues Veilchen sorgte. Was dazu führte, dass die so Getroffene dem Will das Gewehr aus der Hand riss und es ihm um die Ohren schlug. Seither wurde die Kathi scherzhaft stets als Wills „erstbeste Freundin“ gehandelt. Spektakulär war aber auch die Semmelknödel-Geschichte, die sich wie ein Lauffeuer in Gilching breit machte. Außer der Emmi hat Kathi auch noch eine Schwester in Amerika. Anneliese Durkes wanderte vor 50 Jahren der Liebe wegen aus, kommt aber regelmäßig zu Besuch nach Gilching. Noch vor wenigen Jahren war es üblich, dass die Kathi, die vorgeblich weltweit die besten Semmelknödeln macht, eine Palette derselben für den Rückflug der Schwester vorbereitete, einfror und sicher in einer Kühltasche für die Heimreise von Anneliese verpackte. Die 88Jährige wäre deswegen fasst hinter Gittern gelandet. Bei der Ankunft in Amerika nämlich hielten die Zöllner die gefrorenen Knödeln für Kanonenkugeln und drohten zum einen mit der Beschlagnahme der Fracht, zuzüglich sollte Anneliese vorerst auch ein paar Tage hinter Gittern verbringen. Wie genau sich Anneliese aus der prekären Situation befreite, blieb bis dato ein Geheimnis. Stammtischler jedoch vermuteten, sie habe sich von den Zöllnern einen Topf heißes Wasser geben lassen und die Knödel als bayrische Spezialität präsentiert. Selbst Kathi weiß nicht genau, was den Ausschlag gab, dass die Schwester ungeschoren davonkam. Nur so viel: „Seit diesem Tag kocht meine Schwester ihre Semmelknödeln selbst und anscheinend schmecken die den Amis genauso gut, wie meine.“

Ihren 90sten Geburtstag feierte Katharina Blaschi mit Schwester Anneliese, deren Familie und 62 Gästen, standesgemäß im Oberen Wirt. Fad wird ihr auch heute nicht. Steht sie mal nicht hinterm heimischen Herd, um auch schon mal für 16 Personen Schnitzel mit Beilagen zuzubereiten, kümmert sich die 90Jährige um Menschen, denen es nicht so gut geht. Uli Singer


Uli Singer

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