Planer favorisieren Rad- und Fußverkehr in Gilchings Zentrum
Einzelhändler wiederum befürchten tote Hose in eh schon schwierigen Zeiten
Gilching – Seit Oktober 2019 – damals wurde der Grundsatzbeschluss im Gemeinderat gefällt – wird in Gilching versucht, ein Mobilitätskonzept auf die Beine zu stellen. Es dauerte weitere Jahre, bis der Auftrag dazu an das Planungsbüro Bernard-Gruppe vergeben wurde. In der jüngsten Ratssitzung gab es nun einen letzten Zwischenbericht zur Kenntnisnahme. Mit Fertigstellung des Konzeptes rechnet Marcus Herbrecht vom Planungsbüro im Juni dieses Jahres.
Ziele des Mobilitätskonzeptes sind unter anderem die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs, insbesondere im Ortszentrum, die Förderung von Rad- und Fußverkehr und die Verbesserung des ÖPNV. Dadurch soll die Lebensqualität für die Bürger in der Gemeinde Gilching weitgehend verbessert, aber auch ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz durch die Reduzierung von Treibhausgasemissionen erreicht werden. Stattgefunden haben bereits laut Gemeindeverwaltung Verkehrsbefragungen (Mai 2022) sowie eine Onlinebefragung in Punkto Mobilität im April 2024. Im November vorigen Jahres trafen sich dann die Planer der Bernard-Gruppe sowie Gemeinderäte zu einem Workshop. Einen Zwischenbericht aus den bereits stattgefundenen Aktionen präsentierte Marcus Herbrecht, was zu einer kontroversen Diskussion Anlass gab.
Insbesondere Stefan Hartmann (FW) monierte die Idee der Planer, den Rad- und Fußgängerverkehr weitgehend dem Autoverkehr und entsprechender Parkplätze im Innenraum vorzuziehen. „Ich bekomme richtig Angst vor dem, was sie uns da vorgestellt haben“, erklärte Hartmann. Bei einer internen Umfrage habe der Apotheker nämlich festgestellt, dass von 800 Rückmeldungen rund 90 Prozent der Bürger nicht wollen, dass die Parkplätze abgeschafft werden. „Was da von ihnen gezeigt wurde, bedeutet für uns Gewerbetreibende im Ortszentrum künftig tote Hose. Die Menschen fahren nun mal mit dem Auto zum Einkaufen, ob es ihnen nun gefällt, oder nicht. Hier wird von de Rad fahrenden Minderheit über den Willen der Mehrheit entschieden.“
Unterstützung fand Hartmann unter anderem bei Unternehmer und Gewerbereferent Manfred Herz (CSU), der im Namen aller Gewerbetreibenden sprach. „Die Planer gehen das Mobilitätskonzept zu theoretisch an. Wir müssen aber auch berücksichtigen, dass der Einzelhandel im Zeitalter von Interneteinkäufen in den nächsten Jahren mit massiven Einbußen rechnen muss.“ Herz regte stattdessen an, die Dauerparker im gesamten Innenraum, insbesondere aber auch die, die Parkplätze der Supermärkte und Einzelhändler blockieren, mit einer Strafe in Höhe von 30 Euro zu belegen.
Oliver Fiegert (BfG) wie Peter Unger (Grüne) bedauerten, dass es trotz vieler vorgebrachter Ideen und Zahlen der Planer keinerlei Unterlagen gebe, um deren Vorstellungen nachvollziehen zu können. Fiegert regte zudem an, nachdem das Konzept jetzt ziemlich fortgeschritten sei, noch einmal die Bürger einzuladen, um „unsere Vorstellungen in einer Diskussion mit ihnen zu unterfüttern“. Was Bürgermeister Manfred Walter ablehnte. „Einen Workshop, nein. Einen Info-Abend ja. Unser Problem ist, dass, wenn der Bürger nicht mehr das machen kann, was er gewohnt ist, es dann Ärger gibt. Die Menschen werden zunehmend rigoros, wenn es ums Durchsetzen ihrer Individual-Rechte geht.“
Walter sicherte aber zu, bald schon ausführliche Unterlagen öffentlich zur Einsicht zur Verfügung zu stellen.
Uli Singer