Mit Kanonen auf Spatzen geschossen?
Polizeiaufgebot bei Demo in Gilching hielt sich angesichts friedlicher Teilnehmer vornehm zurück
Gilching – „Ja, vor wem hat denn nun der Bürgermeister so viel Angst gehabt?“, fragte eine Teilnehmerin der zwei Demos gegen die drei geplanten Windkraftanlagen auf Gilchinger Flur. Angekündigt waren für Montag anlässlich der Bauausschusssitzung zwei Gruppen mit insgesamt 40 Teilnehmern. Dazu gesellten sich spontan noch Gilchinger Bürger, die kurzfristig davon erfahren hatten. Letztendlich waren es rund 50 Teilnehmer, die von gut einem Dutzend Polizeibeamten beobachtet wurden.
Durchaus friedlich, dennoch um Gespräche bemüht versammelten sich die Teilnehmer vor dem Rathaus, um auch auf Postern ihren Unmut über den Bau von Windkraftanlagen zum Ausdruck zu bringen. Anlass war, dass der Tagesordnungspunkt „Antrag auf immissionsschutzrechtliche Genehmigung von drei Windenergieanlagen…“ seitens der Verwaltung in die Urlaubszeit gelegt worden war.

Eine der Gruppierungen firmierte unter AfD-Ortsverein Würmtal-Gilching, die explizit auch eine Presseerklärung herausgegeben hatte. Unter anderem war als Begründung für die Demo angegeben: „Es ist nicht akzeptabel, dass Bürgermeister Manfred Walter ein derart wichtiges Vorhaben, das die Gemeinde Gilching jahrzehntelang prägen wird, in den Sommerferien durch den Bauausschuss boxen möchte. Offenbar hofft man, dass viele Bürger aufgrund der Urlaubszeit nichts davon erfahren und das Abholzungsprojekt im Sinne der linksgrünen Energiewende widerstandslos durchgeht.“
Wie berichtet, sah sich Bürgermeister Manfred Walter durch die Ankündigung der zwei Versammlungen wiederum genötigt, seine Gemeinderatsmitglieder zu warnen, den Haupteingang zu nutzen und stattdessen über den Hintereingang beziehungsweise die Tiefgarage in den Sitzungssaal zu kommen. Außerdem bat er die PI Gauting um Polizeibegleitung, da er Störversuche während der Sitzung befürchtete.

Doch nichts von alledem geschah. Die gut 12 Polizeibeamten hatten während der Demo vor dem Rathaus nichts zu tun und hielten sich deshalb auch vornehm zurück. Keine Trillerpfeifen, kein Krakelen und auch keine aggressiven Angriffe der Demonstranten auf die „mutigen Gemeinderäte“, die entgegen der Empfehlung des Rathauschefs den Haupteingang quer durch die Versammlung nutzten. Und auch während der Sitzung gab es lediglich einen kurzen Einwurf seitens einer Besucherin, das war es dann auch schon.
Zum eigentlichen Tagesordnungspunkt, „Antrag auf immissionsschutzrechtliche Genehmigung zur Errichtung von drei Windenergieanlagen auf den Grundstücken Flur-Nummer 2815, 2820, 2825 sowie 2948 auf Gilchinger Flur“, beantragte lediglich Oliver Fiegert (BfG), vor einem endgültigen Beschluss seitens der Gemeinde noch Einblick in zwei Gutachten zu bekommen, die bisher nur dem Landratsamt Starnberg vorlägen. Der Antrag wurde abgelehnt, die immissionsschutzrechtliche Genehmigung gegen die Stimme Fiegerts genehmigt.
Im Anschluss an die Sitzung fragten sich dann doch anwesende Gemeinderäte und Besucher, ob sich dieser Aufwand wirklich gelohnt habe? Ein derart hohes Polizeiaufgebot inklusive Gautings Inspektionsleiter Andreas Ruch anzufordern? Auf Anfrage erklärte Ruch, prophylaktisch sei es immer besser, vorzubeugen, damit es gar nicht erst zu Ausschreitungen komme. Im Übrigen bestätigte er, dass es „sehr friedlich zugegangen“ sei.
Uli Singer