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Fast wär‘ d´Kathi Blaschi a Christkindl worn

Eine etwas andere Heimatgeschichte anlässlich des 4. Advent

Katharina Blaschi gehört in Gilching, wie auch ihre im Januar 2001 verstorbene Schwester Emmi Brand, zu den Originalen, die über Jahrzehnte im Service des Oberen Wirts im Altdorf den Ton angaben. Während die Emmi jedoch auf ein Privatleben verzichtete, war Katharina verheiratet und schenkte zudem drei Kindern das Leben. Wovon zwei viel zu früh gestorben sind, sagt die heute fast 94Jährige. Mit Sohn Emanuel und dessen Familie lebt sie in einem Vier-Generationenhaus.

Als Katharina Blaschi am 19. Dezember 1928 geboren wurde, war es gerade einmal drei Monate her, dass der Gasthof „Zum Oberen Wirt“ nach einer verheerenden Feuersbrunst Wieder-Eröffnung feierte. Und wie für die Emmi Brand, wurde das Traditionsgasthaus im Altdorf auch für Kathi zur zweiten Heimat.  „Mi hams gruafa, bois mi braucht ham und überoi dort eigsetzt, wo grod oana gfäit hot“, erzählt Katharina Blaschi. Entweder sie stand hinter dem Herd, kümmerte sich um den Service, tat Telefondienst, spülte stapelweise Geschirr oder putzte jeweils montags die Räumlichkeiten. Die Stammgäste liebten s’Kathl. „Sie hat jedem und immer geholfen, wenn Not am Mann war“, erzählt der Schorsch. Und von einer unglaublichen Geduld sei sie gewesen. Nur einmal, ein einziges Mal sei der Kathl der Gaul durchgegangen. Was dazu geführt habe, dass sie dem späteren Bürgermeister Heinrich Will ein Spielzeug-Gewehr um die Ohren gehauen hat. Und das kam so.

Dem Nachbarsbuben hatte das Christkind eine so genannte Spielzeug-Flinte mit einem an einem Bindfaden befestigten Stopsel gebracht. Kathi war gerade um die 15 Jahre alt. Der Nachbarsbub war der etwas ältere Heini Will, der nun der hübschen Nachbarin sein Gewehr vorführen wollte. Doch bei der Vorführung ist der Bindfaden gerissen, so dass der Stopsel direkt in Kathis rechtem Auge landete und wochenlang für ein blaues Veilchen sorgte. Das führte dazu, dass die Kathi dem Will Heini das Gewehr aus der Hand riss und es ihm um die Ohren schlug. Seither wurde die Kathi scherzhaft stets als Wills „erstbeste Freundin“ gehandelt.

Spektakulär ist aber auch die Semmelknödel-Geschichte, die sich wie ein Lauffeuer in Gilching verbreitet hat. Außer der Emmi hat Kathi noch eine Schwester in Amerika. Anneliese Durkes wanderte vor 50 Jahren der Liebe wegen aus, kommt aber regelmäßig zu Besuch nach Gilching. Noch vor wenigen Jahren war es üblich, dass die Kathi, die vorgeblich weltweit die besten Semmelknödeln macht, eine Palette derselben für den Rückflug der Schwester vorbereitete, einfror und sicher in einer Kühltasche für die Heimreise von Anneliese verpackte. Die heute 92Jährige wäre deswegen fasst hinter Gittern gelandet. Bei der Ankunft in Amerika nämlich hielten die Zöllner die gefrorenen Knödeln für Kanonenkugeln und drohten zum einen mit der Beschlagnahme der Fracht, zuzüglich sollte Anneliese auch ein paar Tage hinter Gittern verbringen. Wie genau sich Anneliese aus der prekären Situation befreite, blieb bis dato ein Geheimnis. Stammtischler jedoch vermuteten, sie habe sich von den Zöllnern einen Topf heißes Wasser geben lassen und die Knödel als bayrische Spezialität präsentiert. Selbst Kathi weiß nicht genau, was den Ausschlag gegeben hat, dass die Schwester ungeschoren davonkam. Nur so viel: „Seit diesem Tag kocht meine Schwester ihre Semmelknödeln selbst und anscheinend schmecken die den Amis genauso gut, wie meine.“

Quelle: „Hauptsach‘ gsund samma“ – Guichinger Gschichtn über aufplatzte Weißwürscht und a verschwundene Leich‘


Am morgigen Montag feiert Katharina Blaschi ihren 94sten Geburtstag. Hat sie ihren 90sten noch groß mit Schwester Anneliese, deren Familie und 62 Gästen, standesgemäß im Oberen Wirt gefeiert, geht sie es heute etwas ruhiger an. Was aber mehr an einem Sturz im Hause liegt, was ihren Bewegungsdrang etwas bremst, als dass sie keine Lust zum Feiern hätte. Wir wünschen ihr jedenfalls gute Besserung und einen schönen Geburtstag mit vielen Gästen. Uli Singer

Uli Singer

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