Eine Geschichte zum Advent mit frohen Wünschen zum Fest
Von Anselm Bilgri
Zu Beginn des Weihnachtsevangeliums nach Lukas, dem Griechen unter den Evangelisten, heißt es: „In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.“
Mit diesem Satz wird die Bühne der Welt beleuchtet, auf der sich das Geschehen von Weihnachten ereignet. Es ist die Zeit, in der sich das Römische Reich auf dem Höhepunkt seiner Macht und Ausdehnung befindet. Palästina, unser Heiliges Land, der heutige Staat Israel, war damals Teil der Provinz Syrien und unterstand einem Statthalter.

In Rom regierte Kaiser Octavianus, der den Beinamen Augustus trug, das heißt „ der Mehrer der Reiches, der Erhabene“. Er hatte die schreckliche Zeit der Bürgerkriege beendet, seit einem guten Jahrzehnt herrschte Frieden im Reich und auch an seinen Grenzen kehrte einigermaßen Ruhe ein. Mit Augustus war das goldene Zeitalter heraufgekommen. Immer wenn der Kaiser und auch später seine Nachfolger im riesigen Reich eine Reise unternahm und seine Städte besuchte, lief ein bestimmtes Protokoll ab, das auf Lateinisch den Namen „adventus“ trug, auf griechisch, der Sprache die überall im Reich als Verkehrssprache gesprochen wurde, wie heute das Englische, hieß dieser Kaiserbesuch „epiphanie“.
Das lateinische Wort bedeutet Ankunft, das griechische heißt auf deutsch „erscheinen“. Die Leute standen auf den Straßen und schwenkten, wie heute bei einem Staatsbesuch oder dem Eintreffen eines Top-Stars, Fähnchen und sie riefen „Kyrie eleison“. Der Kaiser wurde als kyrios angeredet, wie noch unsere Könige mit Majestät oder Sire. Kyrie eleison heißt soviel wie „Herr schau auf uns, zeig uns deine Gnade“. Der Begriff adventus für die Ankunft des Herrschers haben die Christen dann für die Vorbereitungszeit auf das Fest der Geburt Christi verwendet.
Doch welch ein Unterschied: Nicht der Kaiser des römischen Reiches mit all seinem Pomp und Zeremoniell betritt die Bühne der Welt, sondern sie wird dafür vorbereitet, wenn der Herr des Universums sie in der Gestalt eines Kindes betreten wird. Nicht Posaunen und Herolde kündigen diese Ankunft an, nicht den Großen und Mächtigen wird sie kundgetan, sondern das Personal dieses Geschehens auf der Bühne der Weihnachtsgeschichte sind normale Leute wie du ich, der Zimmerermeister Josef, ein Mittelständler würden wir heute sagen, seine Braut Maria, beide aus Nazareth gebürtig, einem unbedeutenden Dorf in Galiläa im Norden. Dann die Verwandte Elisabeth verheiratet mit Zacharias einem Angehörigen der Priesterkaste und schließlich deren Sohn Johannes, ein halbes Jahr älter als das erwartete Kind Marias. Das sind die Personen, die auf dem adventlichen Proszenium agieren werden.




