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Rares für Bares gibt es seit vielen Jahren im Eine-Welt-Basar in Gilching

Auf Dauer hält das Ehepaar Nömayr Ausschau nach einem "Kümmerer" als Nachfolger

Skurriles, Rares und aberwitzige Geschichten – all dies findet sich im Eine-Welt-Basar in Gilching. Seit über drei Jahrzehnten engagieren sich Maria und Fritz Nömayr für ihre Idee der Wiederverwertung und durch den Verkauf von Gebrauchtgegenständen soziale Projekte zu unterstützen. Für ihr langjähriges Engagement wurde das Ehepaar bereits mit der Gilchinger Verdienstmedaille ausgezeichnet.


Maria und Fritz Nömayr mit einer traditionellen Kaffeemühle, die ein neues Zuhause sucht

Es fing alles ganz harmlos an. Noch kurz vor der Jahrtausendwende beschlossen Maria und Fritz Nömayr, die für einen Weihnachtsbasar zur Verfügung gestellten Waren zusätzlich auf Flohmärkten zu verkaufen und den Erlös für wohltätige Zwecke zu spenden. Die Idee sprach sich schnell herum, zumal das Ehepaar durchaus mit Raritäten aufwarten konnte. Die Folge war, dass sie im Laufe der Zeit immer dann gerufen wurden, wenn es eine Wohnungsauflösung gab. Und deren gab es viele. Das Lager in der heimischen Garage war schnell bis zum Rand gefüllt und Nömayrs nun jedes Wochenende auf Flohmärkten in der Region zu finden. „Was dann kam, war so nicht geplant“, erzählt Maria Nömayr. Es war der Allinger Bauunternehmer Thomas Vilgertshofer, der dem Ehepaar nach Fertigstellung des Ortszentrums in der Fußgängerzone kostenfrei einen geräumigen Laden zur Verfügung stellte. „Der Laden war täglich geöffnet und wurde innerhalb kürzester Zeit zum Renner“, erinnert sich die heute 85Jährige Chefin des Ladens. Weil der Laden dann für den FortSchritt-Kindergarten gebraucht wurde, wechselte das Ehepaar in Räumlichkeiten an der Pollinger Straße. Der Zulauf ist ungebrochen. Mittlerweile engagieren sich rund 30 Mitarbeiter ehrenamtlich für das Projekt. „Sie sind alle voll beschäftigt, weil auch sehr viel im Hintergrund passiert“, betont Nömayr. Während sich die Frauen mehr um das Säubern und Aufpolieren der Waren, um die Deko und den Verkauf kümmern, sind die Männer unter Regie von Fritz Nömayr (88) vorwiegend für das Abholen der sperrigen Möbel im Einsatz.


Es gibt nix, was es im Eine-Welt-Basar in Gilching nicht gibt. Naja, fast nix. Einer, der stets fündig wird, ist Tony Oeller, der nach der Arbeit beim Nachhause gehen „nur mal kurz einen Blick ins Schaufenster“ tun wollte. Und dabei ist es nicht geblieben. Unter uns: Außer der durchaus dekorativen Bodenvase für 45 Euro entdeckte der leidenschaftliche Sammler auch noch das eine oder andere Stück, das unbedingt mit wollte. „Weil ich’s einfach schön finde. Außerdem habe ich einen Vater, der alles sammelt, was schön ist.“ Maria Nömayr freut’s: „Das Geld ist gut angelegt, weil es ja einen soziale Zweck zugute kommt.“


Auch wenn viel Arbeit in dem Projekt steckt, es macht auch viel Spaß, gesteht Maria Nömayr. Zumal immer wieder Kuriositäten angeboten werden. „Unser größter Schatz war vor einigen Jahren ein König-Ludwig-Pferde-Schlitten“, erinnert sie sich. „Als Sitzgelegenheit auf den Kufen gab es eine überdimensionale Muschel, so eine, wie sie auch der Märchenkönig hatte. Heute steht diese Rarität auf einem Bauernhof, den sich ein Architekt irgendwo in Bayern eingerichtet hat.“

Mittlerweile haben das Ehepaar Maria und Fritz Nömayr oft einen 16-Stunden-Tag. „Wir betrachten es aber als Geschenk und sind dankbar dafür, noch Sinnvolles tun zu  können. Positiv ist außerdem, dass wir einfach keine Zeit für unsere Wehwehchen haben und zudem geistig fit bleiben“, betont Maria Nömayr. Auch wenn es undenkbar scheint, dass der Basar ohne das engagierte Ehepaar weiter geht, „irgendwann werden wir aber ans Aufhören denken müssen“. Ausschau nach einem potentiellen Nachfolger oder einer Nachfolgerin wird bereits gehalten. „Es müsste aber jemand sein, der schon mal ein Geschäft geführt hat und durchaus auch wirtschaftlich denkt. Wichtig ist außerdem, dass er weiß, wie man mit Kunden umgeht. Denn letztendlich unterstützen wir durch den Erlös aus dem Verkauf der gespendeten Waren bis zu 20 soziale Organisationen in Gilching und in den so genannte Dritte-Welt-Länder. Sie alle sind auf unsere finanzielle Unterstützung angewiesen. Wie sagt man so schön, wir suchen einen engagierten Kümmerer, den wir in Ruhe einarbeiten können.“

Geöffnet hat der Eine-Welt-Basar, der seit ein paar Jahren unter Schirmherrschaft der AWO, Ortsverband Gilching steht, an der Pollinger Straße 19 von Montag bis Freitag von 9.30 Uhr bis 18 Uhr.

Uli Singer

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