
Im Fünfseenland war alles bereit für ein schönes Osterfest. Fast alles. Denn auf dem Ammersee, knapp über den glitzernden Wellen, jagte der Osterhase Hopsi in seinem neuen Highspeed-Eiergleiter dahin – einer Mischung aus Luftkissenboot und Skateboard, versteht sich. Eilig hatte er es, weil er wegen eines Streiks seiner aufmüpfigen Hühner die Eier viel zu spät zur Weiter-Bearbeitung bekommen hatte.
Normalerweise liebt Hopsi diese Oster-Touren: Frühmorgens, wenn der Nebel noch auf dem Wasser schwebt, die Vögel verschlafen piepsen und der Wind nach Frühling riecht. Aber heute war alles anders. Heute hatte er richtigen OBERSTRESS.

Warum? Weil die Hennen, diese aufmüpfigen Damen, ausgerechnet eine Woche vor Ostern beschlossen hatten, in den Streik zu treten. „Mehr Körner, mehr Komfort!“, hatten sie gackernd gefordert und sich mit Plakaten aus Strohhalmen vor den Stall gesetzt. Und „Ohne bessere Arbeitsbedingungen – keine Eier!“, riefen sie im Chor.

Und so saß Hopsi zunächst ziemlich bedröppelt im Hasenbüro und starrte auf leere Nester. Nach langen Verhandlungen (und dem Versprechen von Bio-Körnern mit Geschmack) war der Streik zwar beigelegt – aber da war es schon fast zu spät. Jetzt musste Hopsi sich beeilen. Im Eiltempo und mit Hilfe vieler kleiner Häschen wurden die Eier gekocht und bemalt und für den Transport fertig gemacht.
Schnell noch ein paar Hasenkapitäne zu Hilfe gerufen, die Eier ins Boot gebracht und schon schossen sie quer über die fünf Seen im Fünfseeland und versteckten die Eier am Ufer. Hopsi aber blieb am Ammersee mit seinem Eiergleiter, er hatte die Eier in bunten Netzen aufgetürmt, und düste, so schnell es ging, übers Wasser. Jedes Mal, wenn er eine besonders große Welle erwischte, polterten die Eier gefährlich durcheinander. “Heiliges Huhn!” rief Hopsi, als ihn ein Windstoß fast in die Uferbüsche bei Herrsching wehte.

Am Ostufer warteten schon aufgeregte Kinder, die von weitem die flatternden Hasenohren auf dem Wasser sahen. „Da kommt er!“, rief ein kleiner Junge begeistert. „Mit Überschallgeschwindigkeit!“, staunte ein anderes Kind.
Kurz vor dem Steg machte Hopsi eine spektakuläre Vollbremsung, schlitterte, nachdem er aus dem Boot ans Ufer Gesprungen war, einen halben Meter auf dem Bauch dahin – und stand dann, etwas zerzaust, aber stolz, vor der Kinderschar.„Pünktlich wie versprochen!“, keuchte er und verteilte die Eier, eines schöner als das andere. „Gerade noch rechtzeitig“, frotzelte ein Mädchen, stürzte sich aber sofort auf eins der schön bemalten Eier.
Hopsi aber saß nach getaner Arbeit völlig erschöpft auf einer Parkbank, kaute zufrieden auf einer Karotte herum und dachte sich: Vielleicht sollte ich nächstes Jahr die Hennen schon im Januar bestechen. Oder vielleicht doch einen Eier-3D-Drucker kaufen….

Doch als er die fröhlichen Kinder sah, wusste er: Stress hin oder her – Ostern ist einfach das schönste Fest im ganzen Jahr.