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Grünen-Antrag: Keine Ehrung für NS-Täter in Gilching

Peter Unger und Martin Pilgram fordern, die Dornierstraße im Gilchinger Gewerbegebiet Süd umzubenennen

Unter dem Hinweis, dass dieser Antrag fast gleichlautend bereits in den Jahren 2006 und 2013 gestellt, jedoch abgelehnt wurde, hoffen nun Grünen-Rat Peter Unger sowie Fraktionsvorsitzender Martin Pilgram, laut eigener Worte, „dass ein Umdenken bei den damals beteiligten Gemeinderätinnen stattgefunden habe. Darüber hinaus gibt es einige Gemeinderatskol leginnen, die bei den damaligen Entscheidungen noch nicht im Gemeinderat waren.
Auch in angrenzenden Landkreisen werden Diskussionen über die Umbenennungen
von Straßennamen geführt. In München wird demnächst über die „Ina Seidel Straße“
entschieden“. Deshalb stellten sie erneut Antrag im Gemeinderat, die Benennung „Dornier-Straße“ im Gewerbegebiet Süd zugunsten eines Namens zu löschen, der neu in Kooperation mit dem Bürgern gesucht wird.

Hier der komplette Wortlaut des Grünen-Antrags:

  1. Oktober 2024
    in der Gemeinderatssitzung vom 25. März 2003 wurde beschlossen, eine Straße im
    Gewerbegebiet Süd „Dornierstraße“ zu nennen.
    Es war damals bei der Diskussion zu dieser Namensgebung nicht bekannt, dass es
    sich bei Claude Dornier um einen Unternehmer handelt, der das nationalsozialistische Regime unterstützt und von ihm profitiert hat.
    Claude Dornier war Mitglied der NSDAP und Wehrwirtschaftsführer. Seine Werke in
    Oberpfaffenhofen und München-Neuaubing, Brunhamstraße 21, produzierten seit
    1936/37 serienmäßig Kampfbomber. In dem Katalog „Ort und Erinnerung“ von
    Winfried Nerdinger heißt es: „Für ihre Zwangsarbeiter, deren Zahl sich von
    Dezember 1941 bis Frühjahr 1944 von 855 auf 1913 mehr als verdoppelte, errichtete
    Dornier ein Arbeitslager direkt neben der Flugzeugfabrik. Fast jeder zweite
    Beschäftigte war 1944 ein Zwangsarbeiter. An anderen Produktionsstandorten
    beutete Dornier auch Häftlinge aus dem KZ Dachau aus.“ (S. 110). (Es sei auch
    erwähnt, dass Dornier das Konstruktionsverbot für deutsche Firmen nach 1945
    umging, indem er Konstruktionsbüro und Produktion in das damals faschistische
    Spanien verlegte.)
    Der Historiker Lutz Budraß fasst das Wirken Claude Dorniers konsequent so
    zusammen: „Er war kein Anti-Nazi, er hat an vorderster Stelle an der Aufrüstung
    mitgearbeitet.“ (SZ vom 10. 4. 2006)
    Auch die Errichtung von unterirdischen Produktionsstätten war Teil des Lager
    /Produktionssystems. Die kriegswichtige Massenproduktion vor allem von
    Jagdflugzeugen wurde mit bis zu 200.000 Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen unter
    unmenschlichsten Bedingungen weiter vorangetrieben. An diesem System waren
    sowohl die Dornier-Werke als auch die Messerschmitt-Werke beteiligt.
    Im bereits erwähnten Buch von Nerdinger, „Ort und Erinnerung“ heißt es über das KZ
    Dachau als Arbeitskräftelieferant: „Die wichtigsten Arbeitgeber außer der SS waren
    BMW,Messerschmitt und Dornier.“ (S. 93)
    Die Verwicklungen der Firma und Person Claude Dornier wurden deswegen so
    ausführlich dargelegt, um deutlich zu machen, dass es sich bei dieser Person nicht
    um einen unbedeutenden Mitläufer des NS-Regimes gehandelt hat. Dornier war
    vielmehr entscheidender Handlungsträger in der NS-Kriegsproduktion, der seine
    Fähigkeiten und sein Wissen verwendet hat, um die Kriegsvorbereitungen zu
    ermöglichen und die Kriegsfähigkeit der Wehrmacht aufrecht zu erhalten. Dornier
    war Teil des militärischen Komplexes der Nationalsozialisten.
    Ich bin dagegen, dass nach Personen des nationalsozialistischen Regimes, die auf
    der Täterseite standen, Straßen benannt werden. Knapp 80 Jahre nach dem Krieg
    scheint das Bewusstsein für die Gräueltaten des Nationalsozialismus oft zu fehlen.
    Das kann man beispielsweise an den von einigen Bevölkerungsschichten
    zunehmend tolerierten rechtsradikalen Tendenzen sehen. Auch wenn Claude
    Dornier zweifellos für unsere Region prägend war, sollten seine Leistungen nicht
    einseitig dargestellt werden. Seine Verwicklungen in die NS-Machenschaften dürfen
    nicht negiert werden.
    Im Landkreis Starnberg gibt es bereits Beispiele für Straßenumbenennungen: In
    Pöcking wurde vor kurzem die „Weihbischof Defregger Straße“ in Filetto-Weg
    umbenannt. In Gauting geschah dasselbe mit der „Max Dingler Straße“, die in
    Oskar-Maria-Graf-Straße umbenannt wurde.
    Dass eine Straße in Gilching nach einer Person benannt wird, die an vorderster
    Stelle im Nazideutschland an der Aufrüstung mitgearbeitet hat, setzt für die
    Gesellschaft falsche Zeichen. Schließlich werden üblicherweise vorbildhafte
    Menschen durch die Benennung einer Straße geehrt.
    Dieser Antrag wurde von zwei Historikern, Frau Dr. Friederike Hellerer und Herrn Dr.
    Ulrich Dittmann, der leider schon gestorben ist, geprüft und für gut befunden.
    Ich stelle deshalb mit Unterstützung der Fraktion zur Gemeinderatssitzung am 22.
    Oktober 2024 folgende
    Anträge:
  2. Der Straßenname „Dornierstraße“ im Gewerbegebiet Süd wird aufge
    hoben.
  3. Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung unter Einbeziehung der
    Bevölkerung andere Straßennamen dem Gemeinderat zur Entscheidung
    vorzuschlagen.
  4. Die Verwaltung wird beauftragt, zu prüfen, ob es in Gilching noch weitere
    Straßen gibt, die nach Nazi-Tätern benannt sind

Uli Singer

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