Erinnerungen an Erich Fichtner, das Original aus der Dornier-Siedlung
SINGEN UND RADLN GEGEN ARTHROSE UND ASTHMA
Gilching – Erich Fichtner war zweifelsohne einer der bekanntesten und geschätztesten Bewohner der sogenannten Dornier-Siedlung in Gilching. Besonders aktiv in Vereinen – vor allem in Gesangsvereinen – war er eine lokale Institution. Zur Weihnachtszeit schlüpfte er regelmäßig in die Rolle des Nikolaus, was ihm wegen seines imposanten, natürlichen Rauschebarts wie auf den Leib geschneidert war. Der gebürtige Gilchinger verstarb im November 2017 im Alter von 79 Jahren. Er hinterließ Spuren, die weit über seine Leidenschaft für Gesang und ein gutes Weißbier hinausreichen.

Erich Fichtner war ein echtes Original, eines jener Persönlichkeiten, die in Gilching zur Welt kamen, sich engagierten und die Geschichte des Ortes lebendig hielten. „Ich bin keine Hausgeburt, muast wissn“, erzählte er gern. Das Licht der Welt erblickte er am 26. März 1938 in den Praxisräumen der Hebamme „Müllerin“, die in der Römerstraße praktizierte – oder wie die Einheimischen die Straße damals nannten: Hauptstraße. Adressen wie „Haus 122 ¼“ oder „126 1/3“ zeugten von einer Zeit, in der Gilching noch ein bäuerliches Dorf war.
Wie auch seine Eltern lebte Erich Fichtner zeit seines Lebens in der Dornier-Siedlung, die in den 1930er-Jahren für die Mitarbeiter des Flugzeugbauers Dornier erbaut wurde. Sein Vater Leonhard arbeitete bei Dornier, während Erich den Beruf des Maschinenbauers erlernte und lange Jahre bei der Firma Schwarzpunkt tätig war. Als Betriebsrat kümmerte er sich engagiert um die Anliegen seiner Kollegen.
Seine wahre Leidenschaft galt jedoch der Musik. Ab 1955 war er aktives Mitglied des Männergesangvereins Gilching (MGV), bei dem er über 50 Jahre lang als zweite Bassstimme sang. Für sein unermüdliches Engagement wurde er vom Deutschen Sängerbund mit der Goldenen Nadel ausgezeichnet. Er war zudem Mitglied im Singkreis Gilching, im Sänger- und Musikantenverein Bischofswiesen sowie in acht weiteren Vereinen.
Zu den Höhepunkten seiner Vereinszeit gehörte seine Rolle als Nikolaus bei den traditionellen Feierlichkeiten des MGV. Mit viel Humor und Herz las er den Erwachsenen die Leviten und beschenkte die Kinder. „Jeder, der sprechen kann, kann auch singen“, war Fichtner außerdem überzeugt. Was er auf eine Beobachtung zurückführte: „Selbst gute Redner verfallen unbewusst in eine Art „Gesang“, wenn sie in ihrer Ansprache die Tonhöhe variierten.“ Fichter war sich zudem sicher: „Gesang beugt außerdem Asthma vor.“
Auch das Radfahren war ihm wichtig, besonders nachdem ihn Arthrose im rechten Fuß plagte. Auf ärztlichen Rat hin begann er, täglich bis zu 45 Minuten zu radeln, und konnte so eine Operation vermeiden. Trotz einer schweren Lungenentzündung, die ihn ab 2015 begleitete, bewahrte er seine Lebensfreude bis zuletzt. „Mein Mann genoss seine letzten Jahre mit vollem Lebensmut und ließ sich auch durch seine Krankheit nicht davon abhalten, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und diese auch durchzusetzen“, betonte Ehefrau Hildegard Fichtner.