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Die Dornier-Siedlung in Gilching – ein Stück Nachkriegsgeschichte

Gilching – Die Dornier-Siedlung in Gilching ist heute ein noch relativ idyllisches Wohngebiet mit kleinen, charmanten Häusern, doch ihr Ursprung liegt in einer bewegten und von Wandel geprägten Zeit. Sie wurde in den 1930er Jahren von der Dornier-Werft errichtet, die sich zu dieser Zeit in Oberpfaffenhofen zu einem bedeutenden Standort für die Luftfahrtindustrie entwickelte.


Keine andere Gemeinde im Landkreis Starnberg wächst in dem Maße, wie die Gemeinde Gilching mit ihren drei Ortsteilen. Geschichte aber schrieb die so genannte Dornier-Siedlung, die 1938 entstand – verantwortlich für den Bau war der Luftfahrtpionier Claude Dornier (1884 bis 1969), der vielen Neubürgern heute kein Begriff mehr ist. Dabei hat der Flugzeugbauer die Entwicklung Gilchings maßgeblich mit geprägt. Nicht nur, dass viele der Bürger bis Mitte der 90er Jahre ihren Arbeitsplatz innerhalb der Dornier-Werke auf dem 1936 eröffneten Flughafen in Oberpfaffenhofen hatten. Auch der ungewöhnlich hohe Bevölkerungszuwachs war explizit auf die Entwicklung am Standort Oberpfaffenhofen zurückzuführen.

Die allerersten Arbeiter hatten sich bereits 1936 entlang der Bahnlinie München-Herrsching einquartiert. Doch schon bald war sowohl in Gilching als auch in den umliegenden Gemeinden kein freier Wohnraum mehr zu finden. Da seitens Dornier immer mehr Arbeiter beschäftigt wurden, sah sich der Firmengründer 1938 in Kooperation mit dem damaligen Reichsluftfahrtministerium veranlasst, eine eigene Siedlung zu bauen. Ein entsprechendes 27.200 Quadratmeter großes Waldgrundstück wurde seinerzeit für 8.000 Reichsmark der Gemeinde Gilching abgekauft.

„Die Beschaffung der erforderlichen Baugründe war in einem diktatorischen Staat nicht schwer und die größte Fläche des geplanten Siedlungsgeländes gehörte der Gemeinde Gilching und somit der öffentlichen Hand“, stellte Chronist Rudi Schicht fest. Laut ihm war das Reichsluftfahrtministerium der Meinung, „dass der schüttere, für die Reichsernährung nicht besonders ertragreiche Wald ab der Bahnunterführung des Starnberger Weges, der geeignete Standort für eine Werkssiedlung ist“. Doch erst nachdem Dornier weitere 2.000 Reichsmark auf den Tisch legte, erklärte sich der Gemeinderat Gilching bereit, den Bau der Häuser und die Erschließung für die neue Dornier-Siedlung zu übernehmen. Zwischen den Jahren 1939 bis 1941 entstanden so entlang der Sonnenstraße acht große Wohnblöcke mit 108 Wohnungen. Dazu an den umliegenden Straßen 55 Einzelhäusern und acht Doppelhäuser.



Für Aufregung sorgte am 1. August 1946 die Beschlagnahmung eines Teils der Siedlung durch die Amerikaner, die als Sieger einmarschiert waren. Den Gilchingern war ab sofort der Zutritt des mit Stacheldraht umzäunten Sperrgebiets verwehrt. Am 1. Dezember 1947 zogen die amerikanischen Truppen wieder ab und überließen die zum Teil demolierten Wohnungen und Häuser wieder ihren ehemaligen Bewohnern. Wobei diese größtenteils dazu verpflichtet wurden, die zahlreich eintreffenden Flüchtlinge aufzunehmen.
Ab den 60er Jahren veränderte sich das Bild rund um die Dornier-Siedlung. Es wurde gebaut, wo Platz war. Die Mehrfamilienhäuser entlang der Sonnenstraße aber waren mittlerweile in die Verantwortung der Baugenossenschaft Gilching übergegangen. Teilweise wurden sie abgerissen, unter anderem an der Ecke Sonnenstraße/Marsstraße, wo das sanierungsbedürftige Mehrfamilienhaus einem moderne Geschäfts- und Wohnhaus weichen musste. Mit Verkauf dieses Areals an Geschäftsmann Manfred Herz hatte die Baugenossenschaft Geld in der Kasse, um anderweitig sanieren oder neu bauen zu können.

Heute erinnern die kleinen, einst von Dornier geplanten Häuser nicht nur an die technischen Innovationen und die Bedeutung der Luftfahrt, sondern auch an die Schicksale der Menschen, die hier lebten. Die Dornier-Siedlung ist ein lebendiges Stück Geschichte – ein Ort, der den Geist von Arbeit, Wandel und Neubeginn bewahrt.

Dazu interessant ist auch der geplante Bau anstelle des ehemaligen „Kaufhauses Herz“ an der Sonnennstraße… KLICK AUF LINK
sowie die Geschichte zur Entstehung des NAHKAUFES anstelle der früheren Bäckerei HERZ !!!


Uli Singer

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