Der heutige Nahkauf seit 62 Jahren ein Nahversorger an gleicher Stelle
Eva und Siegfried Herz gründeten 1962 eine kleine Bäckerei - 2020 ist daraus der "Nahkauf" mit immerhin 13000 Artikeln geworden
Gilching – Die Welt verändert sich und mit ihr auch das Einkaufsverhalten der Menschen. Shoppen online liegt voll im Trend. Weshalb immer mehr Läden schließen. Da grenzt es fast schon an ein Wunder, dass es in Gilching noch ein einziges Geschäft gibt, das seit nunmehr 62 Jahren, wenn auch unter wechselnden Namen, die Kunden mit Lebensmitteln und mehr versorgt.
Es waren Siegfried Herz, Bäcker- und Konditormeister (Foto), und seine Ehefrau Eva, die anno 1962 an der Sonnenstraße 51 mit einer Bäckerei und Konditorei starteten, erzählt deren Sohn Manfred Herz. Damals war der mittlerweile erfolgreiche Unternehmer gerade einmal ein Jahr alt. 1965 erweiterten die Eltern das Angebot und nahmen Lebensmittel mit ins Sortiment. So entstand schon bald zur Freude der Bewohner in der so genannten Dornier-Siedlung ein kleiner Gemischtwarenladen, der sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelte.
Gelegen kam, dass anlässlich der Olympiade 1972 in München die S-Bahn-Station Neugilching eröffnet wurde. Für das umsichtige Ehepaar Herz Grund genug, mit der Zeit zu gehen und in den gemütlichen Gemischtwarenladen einen erweiterten REWE-Supermarkt zu integrieren. Immerhin nutzten fortan hunderte von Pendlern, die zur S-Bahn eilten oder auf dem Nachhauseweg waren, die Gelegenheit, schnell noch ihren täglichen Einkauf zu erledigen.
Ab 1979 folgten im Laufe der Jahrzehnte die Supermarkt-Ketten „Krone“, „Edeka“ und „Penny“. Penny aber, der zur REWE Group gehört, hatte vor rund fünf Jahren den Pachtvertrag nicht mehr verlängert, da die Discounter generell dabei waren, ihr Sortiment zu erweitern und deshalb auf der Suche nach Läden mit weit mehr Verkaufsfläche waren. „Das konnten wir aber an der Sonnenstraße leider nicht bieten“, erklärte Manfred Herz (Foto). Er hatte mittlerweile das Geschäft der Eltern übernommen und machte sich nun, trotz geringer Aussichten, einen geeigneten Betreiber zu finden, auf die Suche nach einem geeigneten Nachfolger.
Seine Hartnäckigkeit, aber auch seine guten Kontakte zur Einzelhandelsbranche waren von Erfolg gekrönt. Zumal ihm die REWE-Group zu Hilfe kam und Manfred Herz das bereits erprobte „Nahkauf-Konzept“ unterbreitete. Außerdem bot REWE an, für einen künftigen privaten Betreiber als Partner zu fungieren, indem der Konzern sein komplettes Waren-Sortiment zur Verfügung stellt. Wobei REWE bereits Markus Menhart im Auge hatte, der dem Unternehmen schon anderweitig positiv aufgefallen war.
Manfred Herz war begeistert, da er nun die weitere Versorgung der Bewohner rund um die Sonnenstraße gesichert sah. „Es ist und war mir immer ein persönliches Anliegen, dass das Geschäft meiner bereits verstorbenen Eltern auch künftig als Anlaufstelle und Treffpunkt der Menschen hier erhalten bleibt. Das liegt auch mit daran, dass die Sonnenstraße mit der Dornier-Siedlung meine Heimat ist, wo ich eine schöne Kindheit verbrachte. Das Konzept Nahversorgung war meinen Eltern wichtig und hat auch für mich eine hohen Stellenwert.“
Seit 2020 heißt Gilchings ältester Nahversorger „NAHKAUF“
Seit 2020 ist nun Markus Menhart der Betreiber des „NAHKAUFS“ an der Sonnenstraße 51. Bevor der 37Jährige Augsburger nach Gilching kam, absolvierte er eine Ausbildung zum Handelsfachwirt und brachte auch Erfahrungen in ähnlichen Branchen mit. Positiv sieht er außerdem die Kooperation mit REWE. „Dies bedeutet für mich, dass ich eins zu eins die gleichen Artikel wie auch die Eigenmarken, und dies zu den gleichen Preisen wie bei REWE, im Angebot habe“, betont Menhart. Ein weiterer großer Vorteil sei, dass REWE regelmäßig Kundenbefragungen durchführe und so immer wisse, was gerade im Trend liege. Der REWE-Group gehören bundesweit immerhin 3700 Märkte an. Menhart: „Von diesen Erfahrungen profitiere ich und kann so auch zur Kundenzufriedenheit im Nahkauf mit dazu beitragen. Dass es hier außerdem eine Poststation gibt, schätzen die Kunden sehr.“
Fragt man Markus Menhart (Fotos) nach so genannten Selbstläufern, verweist er auf vegane Produkte. „Ich habe sehr viele interessante Kunden aus Indien, die in den Firmen im ASTO-Park, beim DLR oder am Flughafen arbeiten. Und die stehen auf vegane Lebensmittel.“ Generell aber zeige sich die Kundschaft zufrieden, dass es nach 62 Jahren immer noch eine Einkaufsmöglichkeit an der Sonnenstraße gebe und dass auf rund 600 Quadratmetern Verkaufsfläche doch 13000 Artikel, inklusive einer gut sortierte Obst- und Gemüseabteilung, angeboten werden.
Und was macht Menhart in der Freizeit? „Naja, ich arbeite sieben Tage die Woche. Da bleibt wenig Zeit für persönliche Interessen. Habe ich mal etwas Zeit übrig, dann tauche ich in die Antike ein. Das ist ein Thema, das mich außer meinem Geschäft noch sehr interessiert.“
Ein Glücksfall für die Dornier-Siedlung
Für Manfred Herz ist Markus Menhart ein Glücksfall. „Er ist sehr fleißig und hat es sogar geschafft, während der lange anhaltenden Bauphase ein Umsatzplus zu erwirtschaften. Seit Monaten nämlich werden die Rohre für die Fernwärme verlegt, so dass die Menschen, die mobil unterwegs sind, oft überraschend aufgefordert werden, Umwege in Kauf zu nehmen. Doch die Kunden gehen trotz der baulichen Hindernisse gerne zu ihm, weil sie merken, dass er mit Leib und Seele Kaufmann ist und deshalb auch oft an sieben Tagen die Woche im Laden steht. Sieben Tage deshalb, weil er meist erst am Sonntag dazu kommt, in Ruhe im Büro die Administration beziehungsweise notwendige logistische Arbeiten zu erledigen. Das schätze ich sehr und wir sind alle froh, dass wir ihn haben.“
Geöffnet hat der „NAHKAUF“ von Montag bis Samstag, jeweils von sechs bis 20 Uhr.