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Die erste „Kinderverwahranstalt“ in Gilching wurde 1928 aus der Taufe gehoben

In einer Gruppe waren zwischen 30 und 60 Kinder

Gilching – Die Schaffung von ausreichend Betreuungsplätzen für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter steht nicht nur in Gilching seit Jahren auf der Agenda mit an erster Stelle. Gleichwohl es bereits 21 Kindertagesstätten unter gemeindlicher, kirchlicher und freier Trägerschaft gibt. Für ein weiteres Kinderhaus im Ortsteil Argelsried fand kürzlich das Richtfest statt. Und dennoch gibt es eine nicht enden wollende Warteliste. Und wie war es vor etwa 100 Jahren? Damals war die Betreuung von Kleinkindern ebenfalls ein Problem – weshalb auf Initiative des Pfarrers die erste „Kinderbewahranstalt“ gegründet wurde.


Man schrieb den 14. Oktober im Jahr 1928, als im Oberen Wirt im Gilchinger Altdorf der Verein „Jugend und Krankenwohl“ aus der Taufe gehoben wurde. Es war aber keineswegs die politische Gemeinde, die seinerzeit die Initiative ergriff, sondern der damalige Pfarrer Dr. Benedikt Appel, der sich insbesondere um Kranke und um die „Aufbewahrung“ von Kindern sorgte. Zu seiner Freude erschienen zu seinem „aufklärenden Vortrag“ durchaus interessierte Menschen. Unter anderem mit dabei die Vertreter der Gemeinde Gilching und der damals noch selbstständigen Gemeinde Argelsried, der Lehrerschaft und zahlreiche Leute aus der Bauernschaft und aus dem Arbeitervolk, die sich für den Vereinszweck interessierten. „Der Verein setzt sich in erster Linie die Aufgabe, die Einrichtung der ambulanten Haus-Krankenpflege anzustreben und den Betrieb derselben zu ermöglichen“ war in den „Heimat-Klängen aus dem Vierseenland“ zu lesen. Und weiter: „Der Verein denkt auch noch in die Zukunft und will einmal, wenn ein entsprechendes Heim vorhanden ist, den Betrieb einer Kleinkinderbewahranstalt übernehmen.“ Insbesondere Buben und Mädchen im Vorschulalter, deren Eltern sich nicht im Stande sahen, tagsüber die Betreuung zu übernehmen, sollten aufgenommen werden und „körperliche und seelische Warte erfahren“. Von einem großen Erfolg ist die Rede, traten doch noch am Gründungstag des Vereins bei einem Jahresbeitrag von vier Mark immerhin 68 Personen bei. Ein geeignetes Haus wurde bald gefunden, so dass bereits 1929 an der heutigen Bruckerstraße 6 der erste Kindergarten Gilchings seinen Betrieb aufnehmen konnte. Dazu waren Schwestern der Heiligen Familie nach Gilching gekommen, die bis zu 35 Kinder betreuten. Der Beitrag für die Beaufsichtigung wurde laut Chronist Rudi Schicht vorwiegend in Naturalien geleistet.

Nach Kriegsende stieg zum einen die Bevölkerungszahl in Gilching und als Folge auch der Bedarf an Kindergartenplätzen an. „60 Kinder waren aber die oberste Kapazitätsgrenze für diesen Kindergarten, wobei dann eine Gruppe am Nachmittag in den Kindergarten gehen konnte.“

41 Jahre lang wirkten so die Schwestern der Heiligen Familie in ihrem Kindergarten „Jugendwohl“ am Eingang zum Altdorf“, so Schicht. Im Jahre 1970 übernahmen die Schwestern den neuen Kindergarten St. Sebastian, der teils durch die katholische Kirchenstiftung, teils durch die Gemeinde finanziert worden war. Der Kindergarten „Jugendwohl“ aber wurde aufgelassen und das Haus an einen Privatmann verkauft.

Uli Singer

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