Damoklesschwert Ganztagsbetreuung schwebt über den Kommunen
Ab August 2026 hat jeder Grundschüler Anspruch auf einen Platz
Gilching – Geschieht nicht noch ein Wunder, stehen viele Kommunen schon bald vor scheinbar unlösbaren Problemen. Ab August 2026 nämlich soll bundesweit stufenweise ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter eingeführt werden. Zunächst für Erstklässler im Schuljahr 2026/27 und weiter bis zum Schuljahr 2029/30 für alle Kinder der ersten bis zur vierten Klasse.
„Es war ein zähes Ringen“, sagte Bürgermeister Manfred Walter in der jüngsten Sozial-Ausschusssitzung in Gilching. „Wir haben zwar gehofft, dass für die Ganztagsbetreuung das Kultusministerium zuständig sein wird. Leider ging die ganze Verantwortung an die Kommunen über“. Steffi Weller, Leiterin des Fachbereichs Kinder und Jugendliche rechnete ein wahres Horrorszenario vor. So bestehe ein Anspruch auf die Betreuung der Schüler an fünf Tagen die Woche mit je acht Stunden, von acht Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags. „Dies aber nicht nur während der Schulzeit, sondern auch während der Ferien“, betonte Weller. Unabhängig davon, dass es an entsprechenden Räumlichkeiten fehlen wird, „woher sollen wir denn das Fachpersonal für die Betreuung nehmen?“. Zumal auch noch ein Anspruch auf eine Mensa mit Mittagessen bestehe.

Kritik übte unter anderem Christian Winklmeier (SPD). „Dies wird massive Auswirkungen auf die Vereine wie die Musikschule oder den TSV haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch viel Sinn macht, wenn die Kinder nach acht betreuten Stunden dann noch zum Sport torkeln sollen. Warum wird nicht versucht, die Freizeitaktivitäten in die Ganztagsbetreuung mit zu integrieren?“ Der Vorschlag sei zwar nachvollziehbar, jedoch utopisch, meinte Harald Schwab (CSU), u.a. Vorstandsmitglied beim TSV Gilching.
Schwab: „Wir finden jetzt schon keine Betreuer mehr für die einzelnen Sparten im Sportverein. Vor 16 Uhr aber jemanden zu bekommen, der beruflich abkömmlich ist, ist unmöglich. Gesetze sind immer schnell verabschiedet, ohne dass darüber nachgedacht wird, wie man sie umsetzen soll.“ Weller wiederum regte abschließend an, über Alternativen nachzudenken. „Vielleicht ist eine Kombi-Einrichtung Schule/Jugendhilfe möglich. Die könnten dann eng zusammenarbeiten und sich auch die Räume teilen.“