AllgemeinHund, Katz und Maus

Drei Mal auf den Hund gekommen

Renate Richter und ihre Lieblinge

Meine Eltern waren großartig. Anders kann ich es nicht sagen. Hatte ich einen Wunsch, wurde er mir auch schon erfüllt. Meistens jedenfalls. Nur das mit dem Pony hatte nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Naja, als Trost wurde es ein Deutscher Schäferhund. Zwei nämlich hatten es sich bei uns zu Hause in Gilching bereits bequem gemacht.  

Dass die Anschaffung von gleich drei Schäferhunden nie auf der Agenda stand, brauche ich nicht erst zu erwähnen. Rolfi, Schäferhund Nummer eins (Foto Mitte) war ein Geschenk eines Bekannten meiner Mutter. Vorgeblich habe er den Welpen in einem Versuchslabor gefunden und hoffe nun, dass er im Hause Distl ein gutes Zuhause finden werde. Weitere Hintergründe seien nicht bekannt gewesen. Meine Mama, frisch verheiratet und glücklich im gerade fertig gestellten kleinen Häuschen in Gilching überlegte nicht lange. Rolfi zog ein, fühlte sich sauwohl und wuchs zu einem nicht allzu großen, aber wunderschönen Schäferhund heran. Was auch der Nachbarshündin aufgefallen war. Es kam, wie es kommen musste. Die beiden verliebten sich ineinander und neun Wochen später war auch schon das Ergebnis aus dem ersten Flirt angekommen. Wo genau unser Nachbar die Welpen untergebracht hatte, ich weiß es nicht. Bis auf einen. Den bot der Nachbar als Wiedergutmachung, Alimente waren und sind ja für Hundebabys nicht üblich, meinen Eltern an. „Wenn’s schon auf den Rolfi nicht aufpassen können, dann nehmen’s jetzt wenigstens einen der Welpen an“, soll er gesagt und meinen Eltern Lassie (Foto links) in die Arme gedrückt haben. Und wer kann schon des nachbarlichen Friedens willen so einem Angebot widerstehen? Meine Eltern jedenfalls nicht.      

Während Rolfi ein sehr umgänglicher und auch braver Hund war, testete Lassie mit Vorliebe ihre Grenzen aus, insbesondere die meiner Mutter. War es den Hunden beispielsweise verboten, ihre Runden quer durch die Gartenbeete zu drehen, hielt sich Rolfi eisern daran. Lassie aber liebte es, trotz strengster Ermahnungen, auszutesten, wie weit sie gehen und auch buddeln konnte.  

Sie war es aber auch, mit der ich mich als Kind alleine auf den Weg machen konnte. Dazu muss erwähnt werden, dass Kinder in den 60er Jahren weit mehr Freiheiten hatten, als es die heutige Generation hat. Mit Freiheit meine ich jetzt, wir wurden weder mit dem Auto in die Schule gefahren noch wurde jeder unserer Schritte überwacht. Wir lernten schnell selbständig zu werden und auch so manche Abenteuer, von denen unsere Eltern nichts wussten, zu überstehen. Ich durfte beispielsweise mit gerade einmal acht Jahren im Winter allein mit Lassie vor den Schlitten gespannt zum Metzger Höbel in Argelsried fahren, um Hundefutter zu besorgen. Wobei dies gar nicht so einfach war. Die Eimer nämlich, gefüllt mit Kutteln und anderen Schlachtabfällen, die bei der Heimfahrt auf dem Schlitten standen, rutschten immer wieder mal weg, so dass ich immer wieder Mal Rast machen musste, um die Ladung aufzusammeln, in die Eimer zurückzulegen und sie so gut es ging, auf dem Schlitten wieder zu verstauen.  

Und nun kommen wir zu Schäferhund Nummer drei. Nicht nur Rolf hatte seinerzeit Verehrerinnen, auch Lessie mangelte es nicht an Verehrern aus den Nachbargärten. Einer davon, es war ein bildschöner Deutscher Schäferhund, überwand immer wieder die zwei Zäune dazwischen– ob er sie unterbuddelt hatte oder sie im Überschwang der Liebe springend nahm, niemand hatte es beobachtet – um es sich vor unserer Haustüre bequem zu machen. Wollten wir frühmorgens aus dem Haus, lag er da, mit schmachtenden Augen und Speichel triefenden Lefzen. Wann genau die Vereinigung stattgefunden hatte, wurde nie erforscht. Lassie jedenfalls wurde eine liebevolle Hundemama und ich angesichts dieses Hunde-Knäuels war hell begeistert. Am liebsten hätte ich sie alle behalten. Was natürlich nicht ging. Insbesondere aber hatte es mir der kleinste Welpe angetan, den ich um keinen Preis der Welt mehr hergeben wollte. Mein Glück war, dass die künftigen Hundebesitzer mehr Interesse an den kräftigeren Welpen hatten und den kleinen Mickerling gar nicht beachteten. Eine Zeitlang ging es auch gut und ich fühlte mich samt meiner Kleinen auf der sicheren Seite. Weit gefehlt. Eines Tages meldete sich ein junges Ehepaar, das es auf „meinen Welpen“ abgesehen hatte. Nun war guter Rat teuer. Ich schnappte ihn mir kurzerhand verschwand über eine Leiter im Speicher unseres Schuppens und ward auch stundenlang nicht mehr zu sehen. Erst als ich sicher war, dass die Interessenten sich dann doch für einen anderen Welpen aus dem Wurf entschieden hatten und mit ihm im Körbchen wieder abgefahren waren, kamen wir aus unserem Versteck hervor. Wie gesagt, „Alfa“ (Foto rechts), so nannte ich die Kleine, war zwar kein Pony, doch ich durfte sie behalten, was den Verlust eines erträumten Ponys schnell vergessen ließ.  Nun war das Trio perfekt, das uns über sehr viele Jahre begleitete.

Renate Richter  

Uli Singer

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