Bleed glaffa!Hund, Katz und MausJunge Leser

18 Mäuschen überlebt

Maus Nr. 13 aber sorgte für Unruhe innerhalb der Hausgemeinschaft

Man schrieb den August 2020. Herr Llambi war mittlerweile im Hundehimmel angekommen, die ebenerdige Garten-Wohnung vorübergehend frei von einem tierischen Mitbewohner. Ein Umstand, den die zwei Katzen meines Nachbarn schnell entdeckten und schamlos ausnutzten. Naja, der rote Kater war gern gesehener Gast. Freundlich, schmusig war er öfters hier bei mir, als in seinem eigentlichen Zuhause. Sein gräulicher Bruder aber entpuppte sich zum wahren Giftzwerg. Nicht nur, dass er mich im Frontalangriff biss und kratzte, weshalb er Hausverbot bekam. Nein, zu allem Überfluss überraschte er mich mit einer lebenden Maus, die er im Vorbeihuschen auf der Terrasse schnell noch im Arbeitszimmer ablegte. Je nun, es begann eine aufregende Zeit. Nicht etwa, dass ich mich vor dieser Maus gefürchtet hätte. Nein, es blieb nur nicht bei einem Exemplar. Nachbars Gruselkater hatte boshafte Vorsorge getroffen und mir ein weibliches Exemplar vorbei gebracht, das schwanger gewesen sein musste. Denn plötzlich wimmelte es nur so von vorbei wuselnden Hausgenossen. Nun war guter Rat teuer. Zum einen setzten Internet und Telefon aus, weil die Leitungen durchgebissen waren. Die Mäusebande hatte zudem in den Regalen explizit die 1000 Seiten dicken, historischen Chroniken entdeckt, aus deren Seiten sich wunderbares Nistmaterial machen ließ. Frech geworden setzten sie sich sogar, während ich den Schlaf der Gerechten schlief, neben mich aufs Kopfkissen, um dort einen frei herum liegenden Schokoladenhasen aus dem Stanniolpapier heraus zu knappern. Gut, mittlerweile hatte ich drei Lebendfallen besorgt und als Lockmittel mit Nutella bestrichene Weißbrotstücken an den Haken gehängt. Der Erfolg gab mir Recht. Eine Maus nach der anderen, einmal sogar zwei Mäuschen auf einmal, gingen in die Falle. Doch es dauerte noch bis März 2021, inzwischen war bereits mein Straßenhund Maxl eingezogen, den die letzte herumhuschende Maus keineswegs störte, bis auch sie als Nr. 18 dem Nutella-Duft erlag. Selbstverständlich entließ ich die Mäuschen jeweils ins Freie, nicht ohne sie mit einem weißem Lackfleck gekennzeichnet zu haben. Hihi… und eben bei so einem Freilassungsmanöver ist mir dann ein klitzekleines Malheur passiert. Es war Winter und bitterkalt. Deshalb wollte ich Kandidat Nr. 13 in den Wald bringen, um ihn dort an einem geschützten und Moosbestückten Fleckchen Erde frei zu lassen. Leider hatte ich die Falle so ungeschickt durch den Keller getragen, dass das Schnapptürchen irgend wie aufsprang, ehe ich am Auto in der Tiefgarage angekommen war. Ein Einfangen des Ausreißers war nicht möglich, er war längst in einem Kellerabteil verschwunden. Für das letzte meiner Mäuschen aber standen die Chancen schlecht, im Keller ohne Zugang ins Freie und ohne Futter zu überleben. Nach zwei schlaflosen Nächten meinerseits entschied ich, ihr wenigstens etwas Futter zu bringen. Hunde-Frolics und Haferflocken verteilte ich in minimalen Portiönchen zwischen den Holzverschlägen.

Ich hatte leider nicht mit einem aufmerksamen und aufgebrachten Hausbewohner gerechnet. Tags darauf hing ein Waschzettel an der Pinnwand, in dem dem Täter, der im Keller Futter verteile und so Mäuse anlocke, psychische Schäden unterstellt wurden. Gleichzeitig bot der Hausgenosse an, sollte der Übeltäter in Zeiten von Corona psychisch nicht klarkommen, sich psychisch behandeln zu lassen beziehungsweise das Gespräch mit ihm zu suchen. Grins. );-)

Was aus meiner letzten Maus geworden ist, weiß ich leider nicht… ich aber kam ohne psychischen Beistand zurecht. Sorgte doch die Geschichte in meinem Freundeskreis – selbstverständlich wurde sie bei jeder Wiederholung mit gewollter Übertreibung weiter erzählt – für viel herzhaftes Lachen. Was für die Psyche weit besser ist, als jeder noch so gut gemeinte psychologischer Beistand.

Uli Singer

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