Von ungewöhnlichen Unglücksfällen und katholischen Sitten
Hans Wallers spannende Aufzeichnungen aus seiner Pfarrei
Ein Blick auf das Leben unserer Vorfahren
Oberalting –Aufschlussreich ist ein Blick in den Alltag der Menschen, die vor 200 und noch mehr Jahren in der Pfarrei Oberalting gelebt haben. Der ehemalige Pfarrer Hans Waller berichtet davon in seiner Chronik von 1978. Zahlreiche Matrikelaufzeichnungen dienten dem Geistlichen als Vorlage. Bemerkenswert sind unter anderem die ungewöhnlichen Sterbeorte und auch die Häufigkeit von ungewöhnlichen Unfällen. Glück hatte der „Entseelte“, der sich rechtzeitig vor seinem Tode seiner Sünden durch eine Beichte entledigt hatte.
„Alting 1669: Am 2. September wurde Caspar Elas begraben, der im Wald von einem Baum erschlagen wurde. Schneller als der Priester gerufen werden konnte, starb er. Vor 8 Tagen hat er gebeichtet.“ Aus Auing, das damals zur Pfarrei Oberalting gehörte, wird vom 16. Oktober 1754 berichtet: „…der verheiratete Thomas Schuster starb ohne Versehung, weil er nämlich von einem Birnbaum, als er dessen Früchte abpflücken wollte, auf den Boden fiel, der mit Steinen gepflastert war, und er im nächsten Augenblick schon eine Leiche war.“
Gar problematisch wurde es, trat der Tod durch Ertrinken ein. War der Unfall nämlich selbst verschuldet, durfte die Person nicht kirchlich beerdigt werden. Erst musste definitiv feststehen, was geschehen war. Wie unter anderem die Geschichte der ledigen Elisabeth Albrechtin, die am 21. Juli 1744 im Schluifelder Moor ertrunken ist. Waller: „Zuerst war man im Zweifel, ob sich jene selbst im Wasser ertränkt hat, oder ob ein Unglück jene hinweggerafft hat.“ Durch langwierige medizinische Untersuchungen kam man schließlich zu der Überzeugung, dass es sich doch um einen Unglücksfall gehandelt habe und „jene somit eines kirchlichen Begräbnisses würdig war“. Grundsätzlich aber herrschte bei unseren Vorfahren die Angst vor Wasser, weshalb es auch ungewöhnlich war, sich in den nahe gelegenen Seen zu waschen. Ein „Knabe von 17 Jahren und Musicus“ hatte es am 22. Juli anno 1734 dennoch gewagt und war prompt die steile Böschung des Pilsensees hinab gerutscht und ertrunken. „…sicher konnten selbst die Männer damals nicht schwimmen, denn sonst hätten sie längst beim Schwimmen gemerkt, wie steil das Seeufer unterhalb der Burg auch im Wasser weiterführt“, zog Pfarrer Hans Waller Fazit.