Früher wurde sauber dableckt – NEU – AUCH ZUM HÖREN!
Von Georg Queri einst haarscharf auf den Punkt gebracht
Starnberg – Nicht selten und meist mit Recht wird die so genannte Obrigkeit Spielball gemeiner Frotzeleien. Doch relativ harmlos machen sich die Späßchen von heute – unter anderem beim Nockherberg-Derblecken – gegenüber denen aus, die noch unsere Urgroßväter so über sich ergehen lassen mussten. Man nannte es „Ausspielen“ und es war seinerzeit Tradition – und wehe demjenigen, der Mittelpunkt solch’ einer Stegreifkomödie geworden war.
HÖRFUNKTION!!!
Wer es nicht lesen, sondern lieber hören will: Auf Start geht’s an. Gelesen von Oliver Kübrich…
Von einem Ereignis, das sich vor etwa 130 Jahren in Starnberg zugetragen hatte, berichtete der Friedinger Schriftsteller Georg Queri (1879 bis 1919) in seinem 1911 veröffentlichten Werk „Bauernerotik und Bauernfehme in Oberbayern“. Einem so genannten Starnberger Subalternbeamten (untergeordneter Staatsdiener) wurden seinerzeit etliche amouröse Abenteuer mit dem schönen Geschlecht nach gesagt. Dies bot sich dem Volke als gute Vorlage für ein Stegreifspiel, das sich ein angesehener Hofbauer für das Fasnachtspiel in den Kopf gesetzt hatte.
Er baute einen Zigeunerwagen, möblierte diesen, spannte seine Ochsen davor und zog mit seinem Gesinde durch das Dorf Starnberg. Kam er an einem zentralen Platz an, machte er Halt. Die Leute aber stauten sich, um einen Blick in den Karren zu werfen. Dort vergnügte sich der als Beamter verkleidete Hofbauer mit einer lasterhaften Gespielin, eine Rolle, die der Freund des Ökonomen übernommen hatte.

Ziel des Umzugs sollte letztendlich das Haus des verspotteten Beamten sein. Doch bis dahin kam die Gesellschaft nicht. Inzwischen hatte die Polizei Wind von der Sache bekommen und versuchte nun, mit aller Gewalt das Spiel zu beenden. Zwar schafften es die Gendarmen nicht, sich gegen die protestierende Menge durchzusetzen. Zumindest aber konnten sie die Weiterfahrt verhindern. Die agierenden Komödianten jedoch schoben den Karren in den Georgenbach und waren so durch das eiskalte Wasser vor dem Zugriff der Polizei geschützt.
„Der Fall hätte sich beinahe zum Landfriedensbruch ausgewachsen, nachdem man bereits von Tutzing Verstärkung der Polizeimacht hatte einfordern müssen; der angesehene Hofbauer erhielt in der Folge einen vollen Monat Gefängnis zudiktiert“, überlieferte Queri in seinem 1911 veröffentlichten Werk „Bauernerotik und Bauernfehme in Oberbayern“.