Reinhart Müller war ein Wirt mit Leib und Seele
Er starb kurz vor seinem 84sten Geburtstag - beerdigt ist er in Argelsried
Gilching – Reinhart Müller aus Gilching ist tot. Der ehemalige Wirt vom „Gasthaus Argelsried“ starb nach einer längeren Krankheit kurz vor seinem 84sten Geburtstag. Den Gilchingern und vielen Gästen aus dem Umland waren er und seine 2008 verstorbene Ehefrau Hannelore als fürsorgliche Gastgeber mit kulinarischer Vielfalt ein Begriff.
1938 in München geboren fand Reinhart Müller seine berufliche Erfüllung erst nach einer Lehre als Starkstrom-Elektriker letztendlich als Koch, unter anderem im Hotel Eden-Wolff in München. Nach dem Tod seines Vaters, Franz Seraph Müller mit Künstlernamen „Schluckmüller“ (weil er aus dem Orte Schluckenau stammte) unterstützte er in Geisenbrunn seine Mutter Sabine im damaligen „Atelier-Cafe“.
Doch der relativ kleine Treff für Einheimische und Künstler reichte dem engagierten Koch nicht aus, um seine Ideen umzusetzen. Nach seiner Heirat mit Hannelore übernahm das Ehepaar den Dorfgasthof im damals selbstständigen Argelsried und machte daraus ein Speiselokal, das wegen der gemütlichen Atmosphäre sowie der internationalen Küche weit über die Landkreisgrenze hinaus zum Geheimtipp wurde. Gast war unter anderem auch Neil Armstrong, der als erster Mensch 1969 seinen Fuß auf den Mond setzte. Ein Jahr später besuchten er und seine Kollegen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das Kloster Andechs sowie zum Abschluss ihres Bayertrips die „Gaststätte Argelsried“. Ein Ereignis, über das der Verstorbene gerne im Freundeskreis erzählte. „Meine Frau kam in die Küche und erklärte mir, dass die Astronauten bis dahin noch nie Spaghetti gegessen hatten. Deshalb wünschten sie sich als Abschiedsessen eine Riesenplatte Nudeln.“
Im Jahr 2000 war dann Schluss mit der Gastronomie. Der „Gasthof Argelsried“ musste einem Wohn- und Bürogebäude Platz machen. Doch die Hände in den Schoß legen war nicht im Sinne von Reinhart Müller. Fortan widmete er sich unter anderem dem künstlerischen Nachlass seines Vaters, organisierte Ausstellungen und versuchte „Schluckmüllers“ Werke, die bis in die Türkei Liebhaber fanden, soweit als möglich zurück zu kaufen. Ein Nachlass, um den sich jetzt Sohn Gerhard kümmern wird. Die Beerdigung von Reinhart Müller fand gestern im engsten Familienkreis auf dem Friedhof in Argelsried statt.
Uli Singer