Offene Gartentür an Halloween in Gilching
Ein amerikanischer Traum mitten in Bayern
Gilching – Papa, Mama, Kind und Hund. Eigentlich eine ganz normale Familie, die in einem Häuschen der verstorbenen Oma wohnt und sich über nette Nachbarn freut. Schaut man jedoch hinter die Kulisse, ist bei Tina und Kevin Cutler alles irgendwie anders. Ja, auch anders als geplant. Kennen gelernt haben sich Tina und Kevin im Jahr 2017 übers Internet. Die Realschullehrerin wohnte und arbeitete damals in München, Kevin, gebürtig aus Florida, war und ist als Soldat bei der Army in der Oberpfalz stationiert. Doch trotz der räumlichen Entfernung, der Funke sei relativ schnell übergesprungen, erzählt Tina.
„Ich mag seinen Humor und auch seine Leichtigkeit, mit der er Probleme angeht. Ich brauche das, um hin und wieder runter zu kommen.“ Bis dahin alles soweit und so gut. Wäre da nicht 2020 in Zeiten von Corona der Wunsch da gewesen, zu heiraten. Und wenn schon der erste Kontakt über Online funktioniert hat, warum dann nicht auch Online heiraten, dachte sich das Paar. „Wir entschieden uns für eine Handschuh-Ehe in Montana“, erklärte die 38Jährige Gilchingerin. Montana deshalb, weil Kevin als Soldat noch unter der Obhut der Armee steht. Bei einer Handschuh-Ehe aber sprechen Vertreter des Ehepaares, die das dortige Standesamt besorgt, das Ja-Wort. „Und das Ja-Wort haben wir tatsächlich verschlafen“, räumt Tina ein. Vom Amt aus sei ihnen nämlich mitgeteilt worden, dass wegen großen Andrangs die Trauung erst eine Woche später an einem Mittwoch stattfinde. „Als ich am Freitag vor dem angesagten Termin früh morgens aufwachte und auf meine Emails schaute, war da auch eine Nachricht, dass die Eheschließung bereits stattgefunden hat. Zwecks der Zeitverschiebung war dies nachts. Ich weckte Kevin auf und erzählte ihm, dass wir nun verheiratet sind. Problem war nur, dass wir noch keine Ringe hatten. Deshalb fuhren wir sofort in die Stadt und kauften erst einmal unsere Eheringe.“
Was sich durch die Ehe offensichtlich geändert hat, ist für alle Nachbarn nachvollziehbar. Als Amerikaner nämlich ist Kevin ein großer Fan von Halloween. „Für uns ist das wichtiger als Weihnachten“, erzählt der 38Jährige. „Wir fangen dann schon Wochen vorher an, unsere Häuser und Gärten entsprechend zu schmücken. An Halloween aber verkleiden wir uns und beschenken die Kinder mit Süßigkeiten.“ Und genau so haben es Tina und Kevin auch heuer vor, wie sie es auch schon im Vorjahr so gemacht haben. „Die Süßigkeiten sind Original aus Amerika“, sagt Kevin stolz. Einziger Unterschied zum Vorjahr ist der Familienzuwachs. Tochter Michelle kam vor zwei Monaten zur Welt und wird an Halloween, wie auch Familienhund Lola, entsprechend verkleidet. „Für mich bedeutet dies Heimatgefühle“, betont Kevin Cutler. Was ihn aber besonders freut: „Alle unsere Nachbarn sind begeistert und kommen jetzt oft schon mehrmals täglich mit ihren Kindern zu Besuch, um sich unsere Gruselgestalten anzuschauen. So kann ich auch etwas zurückgeben, weil ich hier von Anfang an Willkommen war und auch zu allen Festen mit eingeladen werde.“
Wie gesagt, wer Lust hat, schaut am Dienstag, 31. Oktober, bei Tina, Kevin und Michelle Cutler vorbei. Die Adresse lautet: Melchior-Fanger-Straße 33, Eingang Kesselboschen.