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Die Legende vom Heiligen Martin am Heiligen Berg

Landkreis – Jedes Jahr finden rund um den Martinstag am 11. November überall Martinsumzüge statt. Vor allem die Kinder laufen mit wunderschönen selbstgebastelte Laternen durch die Straßen und singen Martinslieder. Mit dabei ist immer ein Reiter mit prachtvollem Mantel auf einem Pferd. Er stellt den Sankt Martin dar. Denn ihm zu Ehren wird das Martinsfest gefeiert. Geboren wurde Martin von Tours 316 oder 317 in Savaria, das damals zum römischen Reich gehörte und heute zu Ungarn. Sein Vater war ein römischer Offizier und deswegen musste auch Martin gegen seinen Willen zum Militär. Schon mit 15 Jahren wurde er als Leibwache bei Kaiser Konstantin eingestellt.

Am bekanntesten ist die Legende vom Mantel, den der Heilige Martin mit einem armen Bettler teilte. Eine dieser Legenden habe sich auch im Fünfseenland zugetragen:

Der junge Soldat am Ammersee

Vor langer, langer Zeit, als die Römer noch in der Gegend des heutigen Fünfseenlandes unterwegs waren, gab es einen jungen, pflichtbewussten Soldaten namens Martinus. Er war nicht weit vom Ufer des heutigen Ammersees stationiert, nahe dem kleinen Handelsweg, der später zum Aufstieg des Heiligen Berges (Andechs) werden sollte.

Obwohl Martinus ein Soldat war, lag ihm das Wohl der einfachen Leute, der Bauern und Fischer, sehr am Herzen. Er verbrachte seine freien Stunden oft damit, die prachtvolle, aber auch raue Landschaft zwischen Starnberger See und Ammersee zu erkunden.

Die Begegnung am Aufstieg nach Andechs

Eines späten Herbstabends ritt Martinus auf seinem stolzen Pferd den beschwerlichen, steinigen Weg hinauf, der zum Platz des heutigen Kloster Andechs führt. Der kalte, feuchte Wind vom See zog ihm um die Ohren, und der Himmel drohte mit dem ersten Schnee.

Kurz vor dem Gipfel, wo heute das Rathaus steht, sah er eine Gestalt, die zusammengesunken im Schatten eines alten, knorrigen Baumes saß. Es war ein obdachloser, alter Mann mit zerfetzter Kleidung, der vor Kälte zitterte und kaum mehr atmen konnte. Niemand schien sich um ihn zu kümmern, alle eilten hastig vorbei, um noch vor Einbruch der Nacht den schützenden Wald hinter sich zu lassen.

Der Mantel und das Andechser Licht

Martinus zögerte nicht. Er stieg von seinem Pferd, das schnaubend in die kalte Luft blies. Er fühlte den dicken, warmen roten Mantel auf seinen Schultern, das einzige, was ihn selbst vor der bitteren Kälte schützte. Mit seinem scharfen Soldatenschwert zog Martinus nicht in den Kampf, sondern tat etwas Unerwartetes: Er schnitt seinen Mantel mitten entzwei. Die eine Hälfte wickelte er behutsam um die Schultern des frierenden Mannes. Die andere behielt er für sich selbst.

In diesem Moment, als der Mantel geteilt wurde, brach wie von Zauberhand ein warmes, goldenes Licht durch die dunklen Wolken. Es schien direkt auf den Klosterberg und erfüllte die beiden Männer mit einer tiefen Wärme. Es war, als hätte der Himmel selbst dieses Licht des Teilens entzündet.

Das Echo im Fünfseenland

Der alte Mann blickte Martinus mit Tränen in den Augen an und nickte dankbar. Martinus ritt weiter, nun mit einem halben Mantel, aber einem ganz warmen Herzen. In der folgenden Nacht träumte Martinus, dass es nicht der Bettler war, dem er half, sondern Jesus selbst. Er erkannte, dass wahre Stärke nicht im Schwert, sondern in der Nächstenliebe liegt.

Und so erzählen sich die Menschen im Fünfseenland – von Starnberg bis Herrsching, von Seeshaupt bis hinauf nach Andechs – noch heute, wie Martinus am Heiligen Berg seinen Mantel teilte. Dieses geteilte Tuch ist seitdem ein Zeichen dafür, dass wir alle, besonders in der kalten Jahreszeit, aufeinander achten und das Licht des Teilens in unsere Herzen tragen sollen, so hell wie die Kerzen der Kinder, die jedes Jahr um den Martinstag herum durch die Dörfer ziehen.

Text: Uli Singer Foto: KI generiert


Uli Singer

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