Die Entwicklung der „Gilchinger Glatze“ wird zum Zankapfel
Autoreduziertes Quartier lenkt das Verkehrsaufkommen in die Nachbarschaft
Von Uli Singer
Gilching – Es wird spannend. Wie berichtet, fand am Donnerstag im „KultCafe“ am Gilchinger Bahnhof die Nominierung der SPD-Kandidatin Steffi Weller statt. Bekanntlich soll die Verwaltungsangestellte der Gemeinde Gilching dem scheidenden Bürgermeister Manfred Walter ins Amt folgen. Weller betonte, viele angefangene Projekte weiter zu verfolgen, insbesondere aber stehe die Entwicklung der Gilchinger Glatze im Fokus. Diesbezüglich wurde auch der „finale Plan“ der SPD präsentiert:
SPD-ANTRAG AN DEN GEMEINDERAT
Im Rahmen der Nominierungs-Versammlung wurde auch bezüglich des Themas „Glatze“ ein Antrag der SPD vorgestellt, der, so Fraktionssprecher Christian Winklmeier, bereits „finalisiert“ und „umgehend umgesetzt“ werden soll:
„Die laufende Planung zur Bebauung der zentralen Grünfläche „Gilchinger Glatze“ wird kurzfristig finalisiert und anschließend umgehend umgesetzt.“
Begründung:
1. Umfang und Qualität der Planung Die bisherigen Planungen zur Bebauung der „Gilchinger Glatze“ wurden mit hohem fachlichem Aufwand und unter Einbindung relevanter Akteure erarbeitet. Sie berücksichtigen zentrale Zukunftsthemen wie nachhaltige Mobilität, Flächeneffizienz und soziale Infrastruktur. Die Abstimmung mit den Eigentümern ist erfolgt und vertraglich gesichert.
2. Wohnraumschaffung mit sozialer Komponente Die Umsetzung der Planung ermöglicht die kurzfristige Schaffung dringend benötigten Wohnraums in Gilching. Dabei sind auch Modelle für kostengünstigen Wohnraum vorgesehen – auf Flächen Gemeinde, des Verbands Wohnen und Wohnbaugenossenschaften. Dies trägt zur sozialen Durchmischung und Entlastung des Wohnungsmarktes bei.
3. Wirtschaftlicher Nutzen für die Gemeinde Die Bebauung der Fläche generiert mittelfristig eine erhebliche Wertschöpfung für die Gemeinde Gilching. Ein Stopp oder eine grundlegende Neuplanung würde diesen Nutzen verzögern und gefährden.
4. Vermeidung von Zeitverzug und Planungsunsicherheit Ein Abbruch oder eine grundlegende Änderung der Planung würde zu einem erheblichen Zeitverzug führen und die bisher investierten Ressourcen entwerten. Zudem würde dies Unsicherheit für Eigentümer, Investoren und Bürger schaffen. Die Fortführung der bestehenden Planung ist daher im Sinne der Gemeindeentwicklung, der Verlässlichkeit und der Effizienz geboten.
Christian Winklmeier, Fraktionsvorsitzender
Peter Unger (Grüne), sowie CSU, FW, BfG und FDP halten dagegen
Auch wenn Christian Winklmeier und seine Fraktion ohne Rücksprache mit den Ratskollegen aus dem Gemeinderat in Punkt 3 und 4 ihres Antrages deutlich machen, dass grundlegende Änderungsvorschläge wie auch eine Neuplanung seitens der Kritiker nicht gewünscht werden, eine Antwort darauf ließ nicht lange auf sich warten. Grünen-Rat Peter Unger hat längst einen Stopp der SPD-Planung beantragt (siehe Antrag unter LINK) wie auch die Fraktionen der CSU, der Freien Wähler, der Bürger für Gilching sowie Willi Boneberger (FDP) folgende, Fraktionsübergreifende Anträge, auf Umplanung stellten.
Fraktionsübergreifender Antrag mit vier Punkten
Antrag 1: Stellplatzschlüssel
Der Gemeinderat möge beschließen:
Der Stellplatzschlüssel für das Neubaugebiet „Gilchinger Glatze“ darf von der gemeindlichen Kfz-Stellplatzsatzung maximal 20 % nach unten abweichen. Die Ablöseregelung der Stellplatzordnung ist anzuwenden.
Begründung:
Die derzeit geplante Reduzierung auf einen Stellplatz pro Wohneinheit entspricht nicht der aktuellen Mobilitätsrealität, in Gilching. Ohne Anpassung drohen Akzeptanzprobleme, erhöhte Belastung der umliegenden Wohngebiete und eine eingeschränkte Vermarktungsfähigkeit des Quartiers.
Antrag 2 – Besucher und Lieferparkplätze
Der Gemeinderat möge beschließen:
Im Rahmen der weiteren Planung sind mindestens 130 oberirdische Stellplätze vorzusehen, davon ein angemessener Anteil für Kurzzeit-, Behinderten-, Besucher-, Liefer- und Pflegedienste sowie für „Kiss-and-Ride“-Zonen für Kitas.
Begründung:
Die vorgesehene Zahl von ca. 66 Stellplätzen ist strukturell unzureichend. Eine realistische Infrastruktur verhindert Konflikte zwischen Anwohnern, Besuchern und Lieferdiensten und entlastet umliegende Wohnquartiere.
Antrag 3 – Bahnparallele
Der Gemeinderat möge beschließen:
Die „Bahnparallele“ wird als verkehrsberuhigte Straße weiter geplant und nicht ausschließlich als Rad- und Fußweg. Varianten einer zeitlich oder räumlich begrenzten Bus oder Kfz-Nutzung sind dem Gemeinderat zur Entscheidung vorzulegen.
Begründung:
Die ausschließliche Sperrung für Kfz und Bus nimmt dem Quartier eine wichtige Entlastungsachse. Eine maßvolle Öffnung kann die umliegenden Straßen erheblich entlasten.
Antrag 4 – Variantenvergleich
Der Gemeinderat möge beschließen:
Die Verwaltung wird beauftragt, dem Gemeinderat mindestens zwei alternative Mobilitäts- und Erschließungskonzepte vorzulegen, die unterschiedliche Szenarien abbilden.
Begründung:
Das bisherige Konzept setzt einseitig auf ein autoarmes Quartier. Für eine fundierte Entscheidung und breite Bürgerakzeptanz sind Variantenvergleiche unerlässlich.
Dazu ein Ausschnitt aus einem SZ-Artikel zum Quartier Freiham, das Autoreduziert geplant wurde:
„Halber Parkplatz pro Wohnung
Große Sorgen bereitet dem BA die bereits jetzt im 1. RA eingetretene Stellplatzmisere. Jetzt schon gibt es zu viel Verkehr, zu viele Autos, aber keine Stellplätze. Doch die Planungen für den neuen Abschnitt werden nicht besser. Der Entwurf sieht gerade mal einen halben Stellplatz pro Wohnung vor. Mindestens die Hälfte der nachweispflichtigen Parkplätze soll in sogenannten Mobilitätshäusern und Mobilitätsregalen untergebracht werden.
Vorgesehen sind in sogenannten Querstraßen „wohnortnahe Parkplätze für mobilitätseingeschränkte Bewohner, Anfahrts- und Ladezonen, Kurzzeitstellplätze und Sharing-Stellplätze mit einem Schlüssel für ca. einen Stellplatz je 40 Wohneinheiten“. Dazu kommen noch 290 Fahrradabstellplätze im Bereich von Parkbuchten.“