Den Grundstock für die Partnerschaft mit Cecina legte einst die Junge Union
Den offiziellen Bund besiegelten Gilchings Bürgermeister Heinrich Will sowie sein italienischer Partner Renzo Cioni
Gilching – Einmal mehr ging das italienische Fest in Gilching am vergangenen Wochenende erfolgreich über die Bühne. Trotz mehrmaligem Donnergrummeln und aufkommender Böen blieb das Wetter stabil. Besucher wie auch Buden-Betreiber zeigten sich zufrieden. Unter anderem lobte Gilchings Kultur-Chef Jakobus Ciolek: „Es war ein Magnet für viele Besucher mit großartiger Stimmung und abwechslungsreichem Bühnenprogramm“. Den wenigsten aber ist bekannt, wer eigentliche Urheber der Städtepartnerschaft zwischen Gilching und Cecina sind.
Man schrieb das Jahr 1986. Damals gab es eine ausgesprochen umtriebige „Junge Union“ (JU), die zum Ziel hatte, Leben in den Ort zu bringen. Ideengeber waren das Trio Michael Weist als Vorsitzender sowie dessen Stellvertreter Manfred Herz wie auch Alfred Gesierich, die Konzerte, Open-Airs, sportliche wie auch lustige Wettbewerbe wie Kuhmelken, organisierten. „Wir waren damals etwa zehn Aktive und wirklich sehr umtriebig“, erinnert sich Manfred Herz. „Irgendwann kamen wir auf die Idee, mit einer italienischen Stadt eine Partnerschaft zu schließen. Starnberg, Tutzing, Krailling und Gauting hatten bereits Partnerschaften geschlossen, allerdings mit französischen Städten. Wir wollten etwas anderes und für uns lag auch Italien gedanklich viel näher, weil damals Italien ein bevorzugtes Urlaubsland war und auch nur einen Katzensprung von Bayern entfernt liegt. Wir wollten eine echte Völkerverständigung mit unseren Nachbarn.“
Gesagt getan. Michael Weist (Foto) wandte sich im Namen der JU im September 1986 an das „Conceil des Communes d’Europe“ in Paris als zuständige Behörde für europäische Städtepartnerschaften, gab eine Beschreibung der Gemeinde Gilching ab, die damals noch 12000 Einwohner hatte, und bat um Bewerbungsunterlagen und einen Vorschlag einer italienischen Stadt, mit der man eine Partnerschaft eingehen könne. Der Vorschlag lautete „Cecina“. „Wir waren sofort begeistert und haben die Idee weiter verfolgt“, betont Weist.
Im Januar 1987 habe er sich dann schriftlich beim „Rat der Gemeinden Europas“ – Sektion Deutschland – bedankt. „Ich versicherte außerdem, dass die Redaktionen in Gilching nur positiv gewesen seien.“ Weist schloss sein Schreiben mit: „Zwei Bitten darf ich noch anfügen. Senden Sie mir bitte eine Adresse, so dass wir ersten, direkten Kontakt aufnehmen können (trotz wahrscheinlich auftretender Sprachschwierigkeiten). Und schreiben Sie mir bitte, was Sie noch für Tipps aus Ihrem Erfahrungsschatz anbieten können. Denn wir wollen möglichst bald die ersten Kennenlern- bzw. Schnupperreisen durchführen.“
Am 1. Juli 1989 war es dann soweit. In der Aula des Gymnasiums fand die Partnerschaftsfeier mit Beurkundung der Städtepartnerschaft zwischen der Comune di Cecina und der Gemeinde Gilching statt. Das musikalische Rahmenprogramm gestalteten die „Gilchinger Sängerinnen“, die Musikschule Gilching, sowie der Klassikvirtuose am Flügel Frederico Rovini aus Cecina. Die Begrüßung während des Festprogrammes aber hatte Rudi Schicht, damals dritter Bürgermeister, übernommen. Die Festreden hielten Bürgermeister Heinrich Will sowie für Cecina Bürgermeister Sindaco Renzo Cioni, die feierlich den Partnerschaftsvertrag unterzeichneten.
ERGREIFENDER AUGENBLICK: Renzo Cioni, Bürgermeister der italienischen Stadt Cecina (rechts) und Gilchings Gemeindeoberhaupt Heinrich Will nach der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden in der Aula des Gilchinger Gymnasiums. Quelle: SZ Starnberg, Foto: FX Fuchs
Gerd Sarring, damals Chef der Starnberger Neuesten Nachrichten, berichtete über den Festakt unter anderem: „Die Gilchinger Junge Union war es, die bereits 1986 beim Rat der Europäischen Gemeinden anfragte, ob eine italienische Stadt zur Partnerschaft mit Gilching bereit wäre…“. Cioni wiederum bedankte sich laut SZ-Artikel für die Gastfreundschaft der Gilchinger und er versprach, die im Partnerschaftsvertrag fixierten Initiativen zur Begegnung auf den verschiedenen Ebenen in die Tat umzusetzen. „Liebe Gilchinger, Cecina lädt Sie herzlich ein, Cecina erwartet Sie“, seien am Festabend Cionis letzte Wort auf Deutsch gewesen.
Für Manfred Herz eine tolle Erfolgsgeschichte, die sich die JU auf die Fahne schreiben kann. Denn nicht nur die Partnerschaft hält bis heute an, für ihn eindrucksvoll sei auch eine Hilfsaktion gewesen, die bereits Jahre zurückliegt. Herz: „Damals hatte die italienische Ehefrau eines Gilchingers Leukämie und es wurde dringend ein Knochenmark-Spender gesucht. Ganz Gilching war auf den Beinen, um sich testen zu lassen. Es hat genützt, ein passender Spender wurde gefunden. Der Empfängerin geht es heute gut.“