Gilching – Es gab eine Zeit in Gilching, da reichte ein einziger Weg in Richtung Kaufhaus Herz an der Sonnenstraße, um fast alle Wünsche des Alltags erfüllt zu bekommen. Egal, ob Haushaltswaren, ein Bügeleisen, ein Schulheft, ein Blumentopf, Unterwäsche, Spielwaren für jedes Alter, Schuhe, Wolle oder einfach nur ein Paar warme Socken – man wurde fündig. Für viele aber war das Kaufhaus Herz mehr als nur ein Geschäft: Es war ein Ort des Stöberns, ein Treffpunkt, ein Stück Heimat. Man kannte die Verkäuferinnen und viele der Kunden beim Namen, ließ sich beraten, und genoss den Plausch mit einem Nachbarn.



Nun ist es still ums ehemalige Kaufhaus Herz/Schuhhaus RENO geworden, die Regale sind längst geräumt. Seit Mittwoch ist die Abrissbirne am Werk – und mit ihr fällt ein Stück gelebter Gilchinger Geschichte. Da lohnt ein kleiner Blick zurück:
1983 eröffnete die Familie Herz gegenüber dem damaligen „Krone Lebensmittelmarkt“ an der Sonnenstraße ein kleines „Nonfood Kaufhaus“ auf zwei Ebenen, ebenfalls unter dem Namen Krone. Für viele Gilchinger Familien war dies ein wahrer Segen. Mussten sie für notwendige Einkäufe ab sofort nicht mehr lange Anreisewege in Kauf nehmen, es reichte ein kleiner Spaziergang gleich um die Ecke.
1996 ersetzte „Edeka“ den „Krone Lebensmittelmarkt“ – das Nonfood Kaufhaus aber hieß ab diesem Zeitpunkt „Kaufhaus Herz“. Ab 2006 wurde dann das Sortiment des beliebten Kaufhauses in den nahe liegenden „Hobbyland Baumarkt“ integriert und erweitert. Ins ehemalige Kaufhaus Herz aber zog „Reno Schuhe“ ein. Leider ging diese Ära durch die bundesweite Insolvenz des Schuhfilialisten vor zwei Jahren zu Ende – ein Nachfolger wurde trotz intensiver Suche nicht gefunden.
Und was kommt jetzt? „Es ist zwar bedauerlich, dass es der Einzelhandel immer schwerer hat zu existieren. Andererseits aber freue ich mich jetzt, an diesem markanten Standort ein attraktives Wohnhaus mit 18 Wohneinheiten bauen zu können“, erklärt Bauherr Manfred Herz. Im Übrigen richte er seit über zwei Jahrzehnten sein Augenmerk verstärkt auf die Entwicklung von Wohn- und Gewerbeimmobilien für den eigenen Bestand. „Ich bin überzeugt, dass der geplante und architektonisch gut durchdachte Neubau an dieser zentral wichtigen Stelle eine Aufwertung der so genannten „Dorniersiedlung“ wie auch der Läden und Dienstleister rund um den S-Bahnhof Neugilching werden wird.“

Das sagen ehemalige Kunden…
Mike Segerer (59), der von Kindesbeinen an in der Dornier-Siedlung wohnt und beruflich in derselben auch die Firma Schlosserei-, Stahl- und Metallbau betreibt: „Mia von da Sonnenstraße haben alle im Kaufhaus Herz eingekauft. Dort gab es nichts, was es nicht gab. Als ich noch jünger war, haben mich insbesondere die Lego-Baukästen interessiert. Schad‘ ist es schon, wenn man jetzt sieht, wie die alten Gebäude platt gemacht werden und künftig auch kein Einzelhandel mehr reinkommt. Leider macht generell ein Geschäft nach dem anderen zu. Der Einzelhandel ist halt mittlerweile ein Auslaufmodell.“
Uschi Kübrich, Nachhilfe-Lehrerin in Latein: „Wir wohnen zwar am Ressweg, gehörten aber auch zu den treuen Kunden des Kaufhauses Herz. Faszinierend war das Angebot, das sich schon auf dem Parkplatz ankündigte. Ich erinnere mich sehr gut daran, dass ich oft keinen Parkplatz bekam, weil dort Schneeschaufeln und viele Wühlkisten standen. Faszinierend für uns alle war, dass man im Kaufhaus wirklich alles bekam, was man suchte. Und dass man immer wieder Bekannte traf, mit denen ein kleiner Ratsch möglich war. Heute gehe ich halt ins Hobbyland, da finde ich auch das, was ich brauche.“
Roland Schrafstetter, Statiker und Herrchen von Juno: „Wir haben zwar nicht direkt im Umfeld vom Kaufhaus Herz gewohnt, aber unser Opa Josef Tromayer. Der wohnte in der Sternstraße, eine Seitenstraße der Sonnenstraße, und den durften wir immer besuchen und auch bei ihm übernachten. Da gehörten dann mindestens ein zwei Besuche im Kaufhaus Herz dazu. Für mich war es wie ein Besuch im Schlaraffenland. Dort gab es Dinge, von denen wusste ich als Jugendlicher gar nicht, dass es die gibt. Als dann RENO einzog, haben wir zwar dort auch Schuhe gekauft, aber dem Kaufhaus sehr nachgetrauert. Naja, jetzt geht es halt ins Hobbyland, wenn ich etwas brauche.“
Und zum Schluss noch ein paar Fragen an Manfred Herz:
Uli Singer: Der Abriss Kaufhaus Herz/Schuhaus RENO hat ja nun begonnen. Welche Emotionen begleiten Sie, wenn in Nullkommanix ein „Wahrzeichen“ von Gilching dem Erdboden gleich gemacht wird?
Manfred Herz: Ehrlich? Ich freue mich auf ein neues Kapitel. Das aus zwei Ebenen bestehende Geschäftshaus erfüllt die heutigen Ansprüchen an einen modernen Einzelhandel nicht mehr. Generell ist der Einzelhandel seit Corona und dem dadurch rapide gestiegenem Onlinehandel, speziell im Non-Foodbereich, massiv unter Druck geraten. Daher – auf zu neuen Zielen.“
Singer: Und wie sehen die Ziele aus, die Sie verfolgen?
Herz: Mit dem Bau eines neuen Wohnhauses, direkt gegenüber dem stark frequentierten S-Bahnhof Neugilching, möchte ich eine deutliche städtebauliche Verbesserung für die Dorniersiedlung in der Sonnenstraße erreichen.
Singer: Können Sie uns etwas mehr zu dem Neubauprojekt sagen?
Herz: Das Wohnobjekt mit attraktiver Architektur wird auf über 1500 qm Geschossfläche entstehen. Es werden 2 und 3-Zimmerwohnungen auf 4 Ebenen entstehen. Insgesamt werden 40 Parkplätze geschaffen, der größte Teil in einer Tiefgarage.
Singer: Steht da auch ein städtebauliches Ziel dahinter?
Herz: Ja, selbstverständlich. Als Eigentümer des gegenüberstehenden Wohn- und Geschäftshauses, mit dem für dieses Quartier wichtigen Nahversorgers „Rewe-Nahkauf“, soll dieser Standort als Subzentrum aufgewertet und sichtbarer werden. Auch für die künftigen Bauvorhaben der Baugenossenschaft 5 Seenland ist dies ein wichtiges Signal.
Singer: Voraussichtlich bis wann wird das Bauvorhaben beendet sein und die ersten Mieter einziehen?
Herz: Geplant ist die Fertigstellung bis Ende des nächsten Jahres. Vorausgesetzt es kommt nichts mehr dazwischen.
Mehr zum neuen Bauprojekt unter KLICK:
Modernes Wohnhaus mit markanter Architektur – Stanet.de
