Seit 120 Jahren erfolgreich – Hans Hartl & Lange in Gilching
Den Trend der Zeit immer rechtzeitig erkannt
Gilching – In einer Zeit wie dieser, in der Deutschlandweit viele Traditionsläden und Handwerksbetriebe wie Bäcker, Schuster, Metzger, Landwirte oder aber auch in der Gastronomie schließen müssen, sind positive Beispiele rar geworden. Dazu gehört unter anderem das Familien-Unternehmen Hans Hartl & Lange im Gilchinger Altdorf, das Mitte Juni seinen 120sten Geburtstag feiert.
Gegründet wurde das Traditionsunternehmen von Johann Baptist Hartl (1874 bis 1919). Der Ur-Ur-Opa des jetzigen Firmeninhabers Hans Lange stammte aus München, heiratete 1903 die Schwester der Geisenbrunner Lindenwirtin und baute das Haus an der Brucker Straße 55 in Gilching. Dort war fortan die Sattlerei – alles rund ums Pferd – sowie ein Gemischtwarenladen untergebracht. Nach seinem Tode übernahm dessen Sohn Hans Hartl (Titelfoto) mit gerade einmal 15 Jahren das Unternehmen und führte es erfolgreich weiter. Mit zunehmender Verwendung von Traktoren und anderen Zugmaschinen jedoch in der Landwirtschaft ging der Beruf des Sattlers in seiner Bedeutung Mitte des letzten Jahrhunderts stark zurück. Den Trend der Zeit rechtzeitig erkannt aber hatte Langes Opa, der im März 1956 auf Autosattlerei umsattelte. „Die Bauern schafften sich damals moderne Bulldogs, die heimischen Unternehmer aber Lkws an und ihre Pferde ab. Der Opa hatte sich deshalb auf den Bezug von Leder-Sitzen und auf alles spezialisiert, was mit Autos und mit Leder zu tun hatte. Und es lief gut“, weiß Hans Lange aus Erzählungen. 1975 heiratete dann Mama Monika den Dekorateur Lothar Lange, der zwar neue Ideen in Punkto Raumausstattung in den Betrieb mit einbrachte, die Führung aber weiterhin dem Opa überließ. Hans Lange kam 1976 zur Welt, wuchs von klein auf ins Unternehmen hinein und übernahm 2003, gerade einmal 27 Jahre alt, die Firma. Seither heißt es an der Brucker Straße „Raumausstattung Hans Hartl & Lange GmbH“.
„Wir haben uns mittlerweile auf alles spezialisiert, was rund um Industrie-Gebäude aber auch private Häuser zu tun ist. Dazu gehören sämtliche Arten von Böden und Jalousien, Vorhänge oder aber auch ein bestmöglicher Sonnenschutz. Zu unseren Kunden zählen unter anderem Seniorenheime wie das Augustinum in München, Krankenhäuser sowie Pharma- und Industriefirmen.“ Nicht ohne Stolz räumt der 47Jährige Papa von zwei erwachsenen Kindern ein, dass „das alles nicht ohne meine sechs Mitarbeiter, die schon seit Jahren bei uns im Unternehmen sind, möglich wäre“. Zumal sich Hans Lange, wie schon alle seine Vorfahren, zusätzlich um seine Pferde kümmert sowie gelegentlich auch als Kutschenfahrer unterwegs ist. „Kutschenfahrten, die auch privat gebucht werden können, waren bei uns schon immer Tradition. Ich nehme außerdem an diversen Wettbewerben teil und habe auch schon etliche Preise eingeheimst. Unter anderem bin ich oberbayerischer Vizemeister im Kutschenfahren.“
In der Historie nicht vergessen werden darf der Gemischtwarenladen, der ebenfalls im Haus der ehemaligen Sattlerei unterbracht war. Von 1903 bis 1990 versorgte er die Bürger im Altdorf mit Lebensmitteln und Produkte, die im Haushalt benötigt wurden, betont Hans Lange. „Der Laden war aber immer Sache der Frauen im Haus. Damit hatten die Männer nichts zu tun.“ Und weil jede helfende Hand auch heute noch gebraucht wird, haben sich auch Langes Eltern Monika und Lothar Lange keineswegs aufs Ruhepolster zurückgezogen. Trotz Rentenalter sind sie gut beschäftigt. Sei es in der Buchhaltung oder aber auch bei der Verwaltung der Liegenschaften. „Wir sind eben noch ein richtiger Familienbetrieb, da halten alle zusammen und das macht auch unseren Erfolg aus“, bringt es Hans Lange auf den Punkt. Uli Singer