Kürzer treten will und kann ich nicht!
Dr. Gisela Forster ist überzeugt: "Ich bin hier, um besser zu sein".

Berg – In „Singers WortWechsel“ heute Dr. Gisela Forster, prominente Vertreterin der Frauenordination, die als Theologin, Philosophin, Künstlerin aber auch als politisch streitbare Starnberger Kreisrätin wie auch durch ihre Ehe mit einem Benediktiner-Mönch immer wieder für Aufsehen gesorgt hat. Weiteren Bekanntheitsgrad erreicht sie durch ihr Engagement für die Weihe von Frauen als Priesterinnen. Außerdem war Forster Mitbegründerin der „römisch-katholischen Priesterinnenbewegung“.
*1.* Frau Forster, lange nichts Aufregendes mehr von Ihnen gehört! Sie waren früher ja regelmäßig in den Schlagzeilen – ob politisch, künstlerisch oder durch Ihre nicht ganz alltäglichen Beziehungen. Haben Sie sich bewusst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, oder war es einfach mal an der Zeit für eine Pause?
Forster: Ich habe mich in letzter Zeit vor allem auf internationalem Terrain bewegt, habe die großen Projekte der Gleichberechtigung der Frauen in der rk Kirche unterstützt und bin auch bei großen Kirchenevents aufgetreten. Unter anderem bei der Weihe von mehreren Französinnen, Spanierinnen und Amerikanerinnen am 17. August 2024 auf einem Schiff auf dem Tiber in Rom, ganz nahe an der Synodenversammlung im Vatikan.
Nun bereite ich gerade die neue internationale Weihe von Frauen am 24. Juni 2025 in Santiago die Compostela vor.
*2.* Kürzlich ist Ihr Buch „Schuldirektor P. Dr. Anselm Forster – ein Leben zwischen Erfolg, Trennung und Mut zur Versöhnung“ erschienen. War das für Sie eine persönliche Aufarbeitung dieser ungewöhnlichen Beziehung – oder wollten Sie Ihrem verstorbenen Ehemann damit noch einmal eine Stimme geben?
Forster: Beides. Einerseits war es ein Rückblick auf diese 52 Jahre lang andauernde Beziehung mit sehr vielen schönen Momenten, aber auch dramatischen Trennungen und Tiefen. Andererseits wollte ich auch Passagen veröffentlichen, die sich mein Mann nie sagen traute und von denen er erwartete, dass ich sie veröffentliche, wenn er nicht mehr lebt.
*3.* Sie schreiben über ihn: „Anselm war ein leidenschaftlicher, charismatischer Schuldirektor“. Ist das eine verklärte Rückschau, oder sahen ihn auch andere so? Was machte ihn so besonders?
Forster: Ihn so zu bezeichnen ist Konsens unter vielen Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften. Anselm war eine außerordentliche Leitungsbegabung im schulischen Bereich. Ihm flogen die Herzen zu, wenn er Latein unterrichtete, das war dann kein Fach des Schreckens, sondern der Freude.
*4.* Ihr Buch ist im Eigenverlag erschienen – und Sie haben es nicht nur geschrieben, sondern auch eigenhändig auf Amazon veröffentlicht, inklusive der technischen Umsetzung. Respekt! Woher haben Sie dieses Know-how – Learning by Doing oder gibt’s da ein geheimes Forster-Rezept für Multitalente?
Forster: Meine Familie sagt mir immer wieder, ich wäre eine Hochbegabung. Ich war ja auch in der Schulzeit stets, wenn ich nicht gerade vor Langeweile eingeschlafen bin, bei den Klassenbesten. Erleichternd kommt für mich hinzu, dass ich ein fotographisches Gedächtnis besitze und in kürzester Zeit Unmengen von Informationen speichern und wiedergeben kann, wenn diese gut, logisch und anschaulich aufbereitet sind – und das Ganze mir auch Freude bereitet.
*5.* Darf man noch weitere Bücher von Ihnen erwarten? Oder ist jetzt, wo Sie (wie viele Ihrer Weggefährten auch) auf die 80 zugehen, tatsächlich Schluss? Anders gefragt: Kann eine Gisela Forster überhaupt kürzertreten?
Forster: Kürzertreten kann und will ich nicht. Ich habe nun etwa 12 Bücher geschrieben und es werden noch mehr werden. Besonders viele Leserinnen und Leser haben explizit mein Buch „Wohin im Alter?“ gefunden und für gut befunden. Ein Plädoyer dafür, zu Hause geruhsam und glücklich alt zu werden und niemals die Kraft und den Mut zu verlieren, auch neue Herausforderungen anzunehmen. Auch mein Buch „Starke Frauen über 70“ ist ein Renner. Ich bin in jetzt 78 und strebe an, 94 zu werden. Diese Zeit aber werde ich nutzen, weiterhin kreativ und schöpferisch zu sein und dies auch zu bleiben. Etwas, das ich allen Menschen von Herzen wünsche.