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„Guad hastas g´macht, oiwei guad!“

Gilchings Erz-Ministrant Fritz Loibl im Alter von 85 Jahren gestorben

Gilching – Ja, hundert Jahr hätte er werden wollen. Und bis dahin auch als „Erz-Ministrant“ – zu dem er vor zwei Jahren ernannt worden war – in der katholischen Pfarrei St. Sebastian in Gilching ministrieren wollen. Doch der Herrgott hatte anderes vor. Er holte Fritz Loibl im März diesen Jahres im Alter von 85 Jahren zu sich. Zu seiner Beerdigung am Friedhof Argelsried kamen am Freitag gut 200 Trauernde inklusive 35 Ministranten.


Fritz Loibl, am 2. Juli 1939 in Gilching geboren, war trotz seiner geistigen Beeinträchtigung ein Mensch, der sich zeitlebens sinnvolle Beschäftigungen suchte. Ob er die Hallen beim heimischen Flugzeughersteller Dornier sauber hielt, gelegentlich als Linienrichter beim TSV Gilching eingesetzt wurde oder aber dem früheren Hausmeister des Christoph-Probstgymnasiums zur Hand ging.

Seit gut 15 Jahren aber war Fritz Loibl auf Empfehlung von Toni Feda als Ministrant in der Pfarrei St. Sebastian angestellt und Vorbild für etwa 90 Ministranten, die sich an ihm orientierten. Denn obwohl Fritz Loibl weder schreiben noch lesen konnte, kannte er doch jeden Wortbeitrag, jede Handlung und jede Geste, die der Pfarrer, die Gläubigen aber auch die Ministranten während einer Messe beherrschen sollten. Weshalb ihn Gilchings Ortspfarrer Franz von Lüninck mehr als schätzte. „Der Fritzi tut uns allen gut“, betonte er in einem Interview für die katholische Sonntags-Zeitung. „Dass er das so innig macht, hilft, dass auch wir innig dabei sind. Es färbt halt doch ein bisserl ab.“

Dennoch, ein Mann der großen Worte war der 85Jährige nie. „Wenn man ihn etwas gefragt hat, hat er kurz und bündig mit „Ja“ geantwortet. Das war es dann“, erzählt Helmut Pabst. Was ihm aber sehr wichtig gewesen sei, war, dass er gelobt wurde. „Nach einem Gottesdienst oder einer Beerdigung hat der Fritzi stets die Menschen gefragt: ‚Und? Hab ich’s gut gemacht?‘. Was allgemein bestätigt wurde. „Nicht leiden konnte er es aber, wenn man ihn nicht mochte oder er dachte, man mag ihn nicht“, weiß Pabst.

„Nein, verscherzen wollte man es sich nicht mit ihm“, betont Roland Schrafstetter, der hin und wieder als Chauffeur für Fritz Loibl einsprang. „Der Fritzi hatte die Gewohnheit, dass er vor einer Messe und auch danach in den Oberen Wirt ging und dort auf Einladung des Wirts sein Cola trank. Und weil er dachte, das sei sein verbrieftes Recht, konnte er schon etwas ungeduldig werden, wenn er zu lange darauf warten musste.“

An Heilig Drei König anno 2023 ernannte Franz von Lüninck „unseren altgedienten Ministranten Fritz Loibl“ zum „Erz-Ministranten“ und überreichte ihm dazu eine Ehrenurkunde, die einen Ehrenplatz in Loibls Wohnung in der Gilchinger Waldkolonie bekam.


Im Rahmen der Beerdigung würdigte der Geistliche das Engagement seines Erz-Ministranten, erzählte humorvoll die eine oder andere Anekdote und bestätigte: „Fritzi war etwas ganz Besonderes. Er war immer gut drauf und zufrieden, wenn er eine Aufgabe hatte. Fritzi, guad hastas g´macht, oiwei guad!“  

Uli Singer


Uli Singer

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