Spontan aufgegabelt – weil gute Geschichten keine Termine brauchen
Es gibt Menschen, die gehen aus dem Haus und treffen den Postboten, den netten Hundebesitzer von nebenan oder aber auch die alt bekannte Nachbarin, die das neueste Treppenhausgerücht auf Lager hat. Erfreulich, weil nette Menschen zu treffen, immer Spaß macht.
Es gibt aber auch Menschen, so wie mich, die können keinen Schritt vor die Tür setzen, ohne dass ihnen spannende Geschichten über den Weg laufen, die unbedingt zu Papier gebracht werden müssen. Keine Aufreger, die großartig die Welt verändern. Nein, Alltagsgeschichten, ohne die das Leben fad wäre. Mal sind es nur 30 Zeilen, weil die Begegnung relativ kurz war, mal ist es eine halbe Lebensgeschichte, die mich tagelang nicht mehr los lässt.

Oder aber auch Erzählungen lieber Zeitgenossen, die zu nicht ganz Ernst zu nehmenden Schmunzelgeschichten Anlass geben. Es sind aber immer echte Begegnungen. Spontan, ungeplant und ungeschminkt, die künftig unter „Aufgegabelt…“ auf Stanet.de Platz finden werden. „Und wer weiß – vielleicht laufen wir uns ja auch noch über den Weg…!?!“.
Treffen am roten Bankerl…

Gilching – Es war einer der Anrufe, die nix Aufregendes vermuten lassen und es dann letztendlich zu einer faustdicken Überraschung kommt. Eine ältere Dame vom Fraunwiesenweg erzählte am Telefon, dass es die Gemeinde nun endlich geschafft habe, hinten beim Obst- und Gartenbauverein ein Bankerl aufzustellen. „Grod mitdacht hod hoid wieda moi koana“, ärgerte sie sich. „Schaungs eane des amoi o. Im Sommer brauchst an Mords Drum Sonnenschirm, wennst spazieren gehst und dich für a paar Minuten ausruhen willst.“ Denn, obwohl rund um das Gelände des Obst- und Gartenbauvereins viele Bäume stehen, es beginnt ja dort oben sogar ein größeres Waldstück, erzählt sie weiter, steht die in Orange gehaltene Bank mitten auf einem Platz, wo es weit und breit keinen Schatten gibt. „Hockst de so bei derer Hitzn hi, de mia im Sommer oiwei ham, trifft di irgendwann da Hitzschlog.“
Ich verspreche der Dame, meinen nächsten Spaziergang mitm Maxl, meinem Vierbeiner, am Fraunwiesnweg zu machen und mir die Fehlplanung mal anzuschauen. Gesagt getan, am Freitag machte ich mich gegen 13 Uhr auf den Weg und marschierte bei gefühlten 30 Grad im Schatten vom Parkplatz Tennisplätze durch die Unterführung hindurch Richtung Vereinsgelände. Und da saßen doch tatsächlich auf der beschriebenen Bank zwei Sonnenanbeter, deren die Hitze scheinbar gar nie nichts ausmachte.
„Ja, wo kommen denn Sie jetzt her“, kicherte Rosmarie Brosig, zwar etwas erschrocken, aber keineswegs verlegen, dass ich sie mit Roland Schrafstetter bei einem vermeintlichen Mittagsplausch mit Sektgenuss ertappt hatte.
„Das gleich könnte ich Sie jetzt auch fragen“, konterte ich. „Mich hat eine ältere Bürgerin geschickt, damit ich mir das Bankerl anschaue, das ihrer Meinung nach völlig verkehrt aufgestellt wurde. Es fehle der Schatten, hat sich die Dame beschwert.“
„Ja, zwecks dem Bankerl san mia a do“, betonte Brosig und erklärte, dass die Bank von der Kommune aufgrund ihres Antrags – Brosig sitzt für die BfG im Gemeinderat – aufgestellt wurde und sie sehen wollte, wie sich die Bank so macht. „Ein sakrisch Danke dafür, wollte ich der Gemeinde noch sagen. Und weil ich im Internet gelesen hatte, dass da Schrafstetter stets für gutes Wetter bürgt, habe ich ihn gebeten, mich bei der Stippvisite zu begleiten. Auch deshalb, weil ich mich daran erinnerte, dass wir ja schon einmal auf einer Bank zusammen gesessen sind. Und zur Feier des Wiedersehens habe ich halt ein Flascherl Sekt mitgebracht.“
„Ach so, verstehe. Und was sagen jetzt Sie dazu, Herr Schrafstetter?“

„Passt scho. Für unser letztes Bankerl-Date (siehe oben) haben wir ja von allerhöchster Stelle a saubane Watschn kriagt… und do ham uns mia dacht, do herom, am Fraunwiesnweg kimmt eh koana vorbei und unser Date bleibt unter uns. Konnten ja nicht ahnen, dass Sie mit ihrem Schnüffelhund ausgerechnet heit do heroben Gassi genga.“
„Kein Problem, Herr Schrafstetter, ich verspreche, Hoch und Heilig, kein Wort darüber zu verlieren. Also, i sag nix, wollte ich sagen. Neamandn nia net. So wahr ich ….!“