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Ausverkauf in Gilching – immer mehr Läden schließen – eine Lösung ist nicht in Sicht

Fünf Fragen diesbezüglich an Manfred Herz - Gewerbereferent und Vermieter von Ladenflächen

Gilching -Der Leerstand vieler Läden in Gilching ist offensichtlich. Mittlerweile hat sich auch schon eine IG in der Waldkolonie gegründet, die nach den Gründen der Verödung insbesondere rund um die Waldkolonie inklusive Landsberger Straße sucht…

Aktuell hat der Pizza-Lieferservice „Ultimax“ aufgegeben – anstelle des Treffpunkts in der Waldstraße sind nun zwei Wohnungen geplant. Um die Ecke in der Landsbergerstraße bezieht in Kürze eine Versicherung die Räumlichkeiten, in denen früher eine Apotheke und kurzzeitig ein Hundeladen eine Heimat hatten. Ist der immer wieder gemachte Vorwurf gerechtfertigt, es liege an den Immobilienbesitzern, die „leichtfertig“ Kündigungen aussprechen? Oder liegt es gar am Kundenverhalten. Einer der es wissen muss, ist Manfred Herz, Gewerbereferent der Gemeinde Gilching, aber auch Vermieter von Ladengeschäften.


1. Welche Gründe sehen Sie für den zunehmenden Leerstand in der Gemeinde Gilching? Gibt es spezifische Faktoren, die die Schließung von Geschäften besonders begünstigen.

Herz: Der Online-Handel, der während Corona massiv an Akzeptanz gewonnen hat, hat auch in Gilching die Umsätze des Facheinzelhandels massiv geschwächt. In den speziellen Lagen Landsberger Straße gab es zusätzliche Gründe. Unter anderem entstand auf Höhe Landsberger Straße 64 ein langanhaltender Leerstand durch den geplanten Abriss des ehemaligen Autohauses „Opel Grün“ sowie benachbarter Gebäude. Ursprünglich war dort ein Hotel geplant. Seit Jahren aber tut sich nichts. Warum, weiß ich nicht.

Auf Höhe der Landsberger Straße (Mitte) aber kam es einerseits zu vermehrten Leerstand der Einzelhandelsgeschäfte durch schwindende Kaufkraft, aber auch durch den Mangel an Personal – unter anderem bei der Bäckerei Boneberger, die lange aktiv jedoch erfolglos nach Personal Ausschau hielt.

Und weil wir schon dabei sind, auch mein Laden an der Sonnenstraße steht schon länger leer. Über viele Jahre war dort das Schuhgeschäft RENO untergebracht. Das Unternehmen hat leider Insolvenz angemeldet und alle rund 350 Filialen in Deutschland geschlossen. Ich habe mich seither, rund eineinhalb Jahre um einen Nachfolger gekümmert. Leider ergebnislos. Unter anderem auch mit der Begründung, dass es kein Personal mehr gebe.    

Ich befürchte, dass der massive Fachkräftemangel weiterhin zur Schließung von Geschäften führen wird.

2. Welche Maßnahmen hat die Gemeinde bereits ergriffen oder plant zu ergreifen, um den Leerstand zu bekämpfen und die Attraktivität für Einzelhändler zu erhöhen?

Herz: Eine Gemeinde hat leider nur geringen Einfluss auf die Entwicklung im Bereich Einzelhandel. Die Entscheidung über eine Nachvermietung liegt einzig in der Hand der Immobilieneigentümer. Die Gemeinde selbst kann lediglich durch Baurecht dafür sorgen, dass sich größere SB-Märkte im innerörtlichen Bereich als Kundenmagnet ansiedeln und so verhindert wird, dass die Kaufkraft weiterhin abwandert. Was unter anderem durch die Vergrößerung von „Rossmann“ sowie dem neuen „EDEKA“ in der Römerstrasse schon im positiven Sinne erreicht wurde.

3. Wie sehen Sie die Rolle des Online-Handels in diesem Kontext? Gibt es Strategien, um den stationären Handel gegenüber der wachsenden Konkurrenz durch E-Commerce zu stärken?

Herz: Der Online-Handel wird zum weiteren Abbau des stationären Handels führen. Diese Entwicklung ist leider unaufhaltsam. Es läge einzig in der Hand der Verbraucher, durch ein verantwortliches Einkaufsverhalten den Einzelhandel zu stärken. Unter anderem seine Bücher im Gilchinger Buchladen zu kaufen anstelle sie bei Amazon zu bestellen. Deren Beispiele gäbe es aber viele.

4. Welche Möglichkeiten sehen Sie, leerstehende Ladenflächen anderweitig zu nutzen, um die Attraktivität des Ortskerns zu steigern?

Herz: Wie schon gesagt, liegt die weitere Nutzung der Ladenflächen einzig in der Hand des Eigentümers der Immobilie. Sicher wäre es sinnvoll, wenn sich diese vor einer weiteren Vermietung unter anderem von der Gesellschaft für Wirtschaft und Tourismus (GWT) beraten ließen.

5. Eine gute Idee. Dazu meine Frage, bezieht denn die Gemeinde die Bürgerinnen und Bürger sowie die ansässigen Unternehmer in die Entwicklung von Lösungen für dieses Problem „Leerstand“ mit ein? Gibt es Initiativen oder Programme, die den Austausch und die Zusammenarbeit fördern?

Herz: So viel ich weiß, ist derartiges nicht geplant. Ich halte die Idee auch für nicht realistisch, da sich Eigentümer von Immobilien eher nach dem Bedarf und auch nach dem richten, was der Markt hergibt, jedoch nicht zwingend danach, was sich viele Bürger wünschen würden.


Uli Singer

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