Antonio Martinez hofft als Miteigentümer der Gilchinger Glatze auf ein baldiges, vernünftiges Ende
Seit gut 30 Jahren wird an der geplanten Bebauung herum gebastelt - ohne die Betroffenen zu hören
Gilching – Eine endlose Geschichte ist die Bebauung der Gilchinger Glatze. Mittlerweile sind seit der Übernahme des Bürgermeisteramtes durch Manfred Walter (SPD) 18 Jahre ins Land gezogen, ohne dass ein erkennbares Ziel in Aussicht steht. Der jüngste Vorschlag seitens der Verwaltung wurde, wie berichtet, mehrheitlich vom Gemeinderat abgelehnt. Antonio Martinez, einer der Grundstückeigner, bedauerte insbesondere die fehlende Gesprächsbereitschaft zwischen Kommune und den betroffenen Eigentümern.
Auf der rund 14 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche, der so genannten „Gilchinger Glatze“, ist seit rund 30 Jahren ein attraktives Wohnquartier geplant. Entstehen sollte ursprünglich zwischen dem Starnberger Weg, der Karolinger Straße sowie der S-Bahnlinie eine parkähnliche Anlage mit Wohnbebauung für bis zu 2000 Menschen. Den unter Bürgermeister Thomas Reich (FW) stattgefundenen städtebauliche Wettbewerb gewann Architekt Marcus Rommel aus Stuttgart.
Seit Übernahme des Bürgermeistersessels durch Manfred Walter (SPD) – seit 2008 im Amt – entstand noch ein Rahmenplan sowie ein Bebauungsplan-Vorentwurf (2014). Außerdem fanden unzählige aufwendige und teure Bürgerdialoge statt, 17 an der Zahl mit dem Institut Schäuble, deren Ergebnisse jedoch zu wünschen übrigließen. Außerdem wurden zahlreiche Fachgutachten in Auftrag gegeben – zum Verkehr, zum Lärmschutz, über Altlasten, Kampfmittel und zur Energieversorgung. Da 2016 der federführende Architekt Marcus Rommel außerdem abgetaucht war, übernahm im Februar 2021 der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) die Weiterentwicklung der Glatze.

Fortan fanden Sitzungen des Gemeinderats zum Thema nur noch als nicht öffentliche Workshops statt. Weder die Öffentlichkeit noch die 42 Grundstückeigner, die auch von einer Anwaltskanzlei vertreten werden, wissen, was wirklich Sache ist.
„Das kann ich nur bestätigen“, betonte Roland Schrafstetter. Der Gilchinger Statiker und Experte in Bausachen kennt die Familie Martinez aus Jugendzeiten und er hat sich auch bereit erklärt, zum Gespräch dazu zu kommen. „Ja, das mit den zunehmenden nicht öffentlichen Workshops ist für mich ein deutliches Zeichen dafür, dass wir als unmündige Bürger außen vor gelassen werden sollen. Das aber, was Bürgermeister Manfred Walter zuletzt in der öffentlichen Ratssitzung als finale Lösung der Glatzenbebauung präsentiert hat, ist eher mit einem Luftschloss vergleichbar, als dass es wirklich Sinn gemacht hätte. Alleine schon die nicht nachvollziehbare Verkehrsplanung sorgte allgemein für Unverständnis. Völlig unverständlich aber ist, dass bisher auch vom Planungsverband stets von bis zu 2000 Menschen die Rede war, für die auf der Glatze Wohnraum geschaffen wird. Was auch realistisch ist. Jetzt sind es laut Bürgermeister nur noch 1300 Menschen, obwohl die Mehrfamilienhäuser am Starnberg Weg um eine Etage aufgestockt werden sollen? Das versteht niemand so richtig. Mehr Transparenz und mehr Vertrauen, auch in die betroffenen Eigentümer, wäre längst angebracht.“
Einer der Grundstückseigner ist Antonio Martinez. „Wir wissen nichts, nur so viel, dass jetzt ein neuer städtebaulicher Vertrag gemacht werden muss, dessen Konstrukt sehr kompliziert sein soll. Ursprünglich war klar, dass die Fläche in 50 Prozent Bauland umgewandelt wird und wir dafür 50 Prozent für Grünland abtreten müssen. Was jetzt kommt, weiß niemand so genau.“ Der ursprüngliche Vertrag, der noch durch Rechtsanwalt Labbé ausgearbeitet wurde, sei bereits 2012 unterschrieben worden, betonte Martinez. Da Labbè jedoch mittlerweile erkrankt ist und sich ein Nachfolger erst in die komplizierte Materie einarbeiten muss, werde es nicht einfacher, weiß Martinez. Er ist aber überzeugt, dass der Großteil der 42 Grundstückseigner, darunter auch viele Erbengemeinschaften, mit einer einfachen Umlegung der verschiedenen Grundstücke einverstanden wären, auch wenn dadurch ein Haus weniger gebaut werden könnte oder aber auch finanzielle Einbußen die Folge seien – „nur damit endlich ein Ende hergeht“.
„Unser aller Ziel ist, dass im Zentrum von Gilching endlich etwas Attraktives und auch Vernünftiges inklusive soziale Einrichtungen entsteht und dass eine sinnvolle Verbindung zur Fußgängerzone und zum Marktplatz hergestellt wird. Warum redet eigentlich nie jemand mit uns? Viele der Grundstücksbesitzer sind Gilchinger, kennen sich aus und sie sind auch dem Bürgermeister bekannt. Miteinander reden hat schon oft zu guten Ergebnissen geführt. Man muss es einfach nur mal tun.“
Uli Singer



