Aktuelles

In direkter Nähe zur historischen Rosenburg in Gilching entsteht ein Biotop

Initiator ist Thomas Sterr, der das Projekt testamentarisch dem LBV überschrieben hat

Gilching – Ja, wer denkt denn wirklich schon im zarten Alter von 65 Jahren ans endgültige Abschiednehmen – und regelt frühzeitig so auch seinen Nachlass? Thomas Sterr heißt der gebürtige Gilchinger, der nichts dem Zufall überlassen und stattdessen seiner Heimatgemeinde einmal ein zentral gelegenes Biotop mit Platz für Tiere und Pflanzen hinterlassen will. Nachdem nun alles mit Unterstützung des LBV angepflanzt und angesät war, stellte er es am Dienstag vor.


Für Rätselraten sorgten seit 2024 die regen Aktionen auf einem rund 5000 Quadratmeter großen Areal am Leitenweg unterhalb des Steinbergs und in direkter Nachbarschaft zur Rosenburg. Oliver Kübrich, der dort regelmäßig spazieren geht erklärte dazu: „Ich sah beim Vorbeigehen eigentlich immer nur die Erd-Hügel, die entlang des Weges in regelmäßigen Abständen entstanden sind. Erst dachte ich, das sei die Arbeit eines Maulwurfs und wunderte mich nur, dass er sehr zielgenau einen Hügel nach dem anderen setzt. An ein Biotop habe ich nicht gedacht. Ich finde es aber sehr gut, dass nicht der Maulwurf fleißig, sondern dass es der Grundstückseigner war, der hier etwas Besonderes geschaffen hat.“

Ähnlich sei es vielen Spaziergängern gegangen, räumt Thomas Sterr ein. „Die meisten sind stehen geblieben und haben sich auf ein Gespräch eingelassen und fanden es auch gut, dass ein Biotop entsteht.“

Und was war der Anlass für dieses Projekt? „Naja, ich bin mittlerweile bald 65 und da sollte man auch schön langsam an sein Testament denken. Da meine Frau und ich keine Kinder, als keine Nachfahren haben, habe ich überlegt, dass ich aus meinem Grundstück am Steinberg, das ich bisher verpachtet hatte, ein Biotop machen könnte. Weil ich aber viel zu wenig Ahnung vom Anpflanzen von Bäumen und vom Ansäen von Blumen und Sträuchern habe, bat ich den LBV um Unterstützung. Ziel war, etwas Nachhaltiges zu schaffen, an dem auch noch die nachfolgenden Generationen eine Freude haben.“

Gesagt getan, nach monatelanger Arbeit in Kooperation mit dem LBV ist nun ein in die Höhe des Hügels wachsendes Biotop mit einem sechs Meter tiefen Streifen als Blühsaum, je zur Hälfte mit Blumensamen und Gräsern bestückt, entstanden. Dem folgt eine 18 Meter tiefe Streuobstwiese, ein zwölf Meter tiefer Acker für das heimische Wild und als Abschluss ein sechs Meter tiefer Streifen mit 54 Stauden und Sträuchern, die als Unterschlupf für Vögel und sonstiges Getier dienen sollen. Auf der Streuobstwiese aber wurden 15 verschiedene Obstbäume, darunter Äpfel, Birnen, Kirschen und Quitten, ausschließlich alter Sorte, angepflanzt. Und sogar ein Walnussbaum hat ein Plätzchen gefunden (Bild links).

Einen besonderen Dank spricht Sterr dem benachbarten Landwirt Michi Dosch aus, der mit seiner Sämaschine sämtliche Sorten Blumen und Pflanzensamen entsprechend einem ausgeklügelten Verbreitungsplan ausgebracht hat. Sterr: „Das war echt eine Kunst und da findest heute nicht leicht einen, der das noch kann.“ Momentan bleibe nicht anderes mehr, als auf ein Ergebnis zu warten, erklärt Sterr. „In erster Linie hab‘ ich a richtige Freud‘ an dem Projekt. Ich hoffe auch, dass bereits im nächsten Frühjahr schon die eine oder andere Frucht geerntet werden kann. Es bleibt aber nach wie vor eine Überraschung, ob überhaupt und wenn, was dann als Erstes kommt.“

Beruflich war der gebürtige Gilchinger – ich bin sogar noch bei unserer Hebamme an der Römerstraße auf die Welt gekommen – viele Jahre lang bei Dornier als Flugzeugbauer beschäftigt. Nach Auflösung der einstigen Flugzeugfirma folgten 13 Jahre lang gärtnerische Arbeiten bei der Gemeinde Gilching und anschließend noch fünf Jahre lang Hausmeister-Tätigkeiten. Heute engagiert er sich ehrenamtlich im Tierheim Starnberg unter anderem als Gassigeher.    

Ach ja, und was war das mit dem Testament? Sterr: „Nachdem das Biotop gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz fertig eingerichtet wurde und der LBV auch die Pflege übernommen hat, ist der LBV auch als Erblasser im Testament eingesetzt. Da weiß ich das Biotop auch die nächsten Jahrzehnte in guten Händen.“

Uli Singer


Uli Singer

Liebe Leser und auch -innen, seit mittlerweile fast zwei Jahren präsentieren wir Ihnen auf stanet.de nun schon aktuelle aber auch historische, kuriose und lustige Geschichten aus dem Alltag. Kostenlos und ohne jeglichen Hintergedanken. Warum? Weil es Spaß macht und weil es wichtig ist, dass viele Portraits und Erlebnisse, die in den herkömmlichen Tageszeitungen oft keinen Platz finden, nicht vergessen werden sollten. Mittlerweile finden unsere Geschichten bis zu 5000 Leser. Es gibt auch viel positives Feedback. Was uns narrisch freut. Schön wäre es dennoch, wenn es hin und wider auch eine kleine Spende für die echt aufwändige Arbeit unseres Redaktions-Teams geben würde. Und wenn's pro Leser auch nur mal so ummara … wären... ist übrigens ganz einfach... Entweder auf den Spenden-Button drücken, der sich je Artikel mal oben oder mal unten befindet. Es geht aber noch einfacher über Paypal - als Adresse lediglich singer@singer-online.de eingeben. In diesem Sinne - Danke, fürs Zuhören und fürs Lesen Uli Singer

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Vielleicht interessiert Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner