„Landos“ neu angebrachten Graffitis am Bahnhof Gilching-Argelsried fielen Vandalen zum Opfer
Vermutet wird, dass die Täter von Samstag auf Sonntag unterwegs waren
Gilching – Das Entsetzen war Melander Holzapfel alias „Lando“ ins Gesicht geschrieben. Der Gilchinger Graffiti-Künstler hatte einmal mehr zur Verschönerung der Kommune beigetragen und im Auftrag der Bahn die zweite Unterführung des Bahnhofes Gilching-Argelsried – gegenüber der Firma Romacker – mit ansprechender Illustration für den Publikumsverkehr attraktiver gemacht. Am Samstag war die Arbeit abgeschlossen – am Montag erhielt er von Verantwortlichen der Bahn Fotos, die seine aufwändige Arbeit massiv verschandelt zeigt.

„Ich verstehe es nicht“, betonte „Lando“ auf Anfrage. „Wer macht den sowas?“ Anfänger in der Untergrund-Szene, die sich wichtigmachen wollen? Jugendliche, denen langweilig ist? Oder waren es doch Fußballfans, die sich über den Ausgang ihres Heimatvereins 1860 München, der am Sonntag in einem entscheidenden Spiel gegen Jan Regensburg mit 4 zu Null verloren hatte, ärgerten? Laut Presseberichte sei es von Sonntag auf Montag explizit bei der Heimfahrt nach dem Spiel in den jeweiligen Zügen und auch drumherum zu Vandalismus gekommen.
Auch im Ortszentrum gab es Vandalismus
Auch in der Karolinger Straße sowie im Ortszentrum von Gilching hätten Vandalen gehaust, weiß Roland Schrafstetter. Ob da ein Zusammenhang bestehe, konnte er zwar nicht festmachen, schließt es aber nicht aus. „In der Karolinger Straße waren Absperrungen farblich verschandelt worden, im Ortszentrum wiederum sorgten umgestellte Absperrungen für Ärger.“
Wie auch immer und wer auch für den Schaden letztendlich verantwortlich ist – inwieweit Anzeige erstattet wird oder werden kann, weiß „Lando“ nicht. „Es geht hier um das Eigentum der Bahn, deshalb müsste sie für eine Anzeige sorgen. Ich weiß aber auch nicht, inwieweit da die Polizei Ermittlungen aufnimmt.“ Für „Lando“ jedoch steht fest, dass es kein persönlicher Rachefeldzug war, sondern dass womöglich aus einem anderen Ärgernis heraus die Illustration entlang der Unterführung zerstört worden sei. Möglich auch, dass die hellblau bemalten Flächen Anreiz gaben, sich dort zu verewigen, überlegt der Künstler.
Landos Appell: Flächen für Jugendlich zum Üben gesucht
„Ich plädiere schon lange dafür, und habe deretwegen auch schon in der Gemeinde vorgesprochen, freie Flächen, unter anderem von Abbruchprojekten, künstlerisch begabten Jugendlichen für Übungszwecken zur Verfügung zu stellen. Irgendwo müssen sie die Graffitikunst ja lernen und dies funktioniert halt nicht über einen DIN A 4 Zeichenblock“, so Holzapfel (Foto). Bestes Beispiel sei vor etwa gut einem Jahr das Zelenka-Gebäude gewesen, wo sich Profis aus der Szene mit aufwendigen Graffitis verewigten, aber auch Jugendliche aus dem Jugendtreff gestalterisch tätig werden konnten.

Lando: „Wir wussten zwar, dass die Gebäude allesamt abgerissen werden, doch für ein paar Wochen begeisterte die Aktion nicht nur die Künstler, sondern auch die Nachbarn wie Spaziergänger. Viele Betrachter sind sogar von weither gekommen. Und dass letztendlich alles zerkleinert und entsorgt wurde, störte auch nicht. Kunst ist nun mal vergänglich und wenn man das weiß, wird es auch akzeptiert.“
Siehe auch https://stanet.de/4958-2

unter anderem Nachwuchs-Graffiti-Künstlern zur Verfügung gestellt – bevor die Gebäude geschreddert wurden.
Graffitis um Menschen zu erfreuen
Wie berichtet, hat „Lando“ bereits die erste Unterführung beim „Kultcafe“ am Bahnhof Gilching-Argelsried im Auftrag der Gemeinde Gilching mit einer Graffiti-Illustration verschönert. Nun legte die Bahn nach und gab Melander Holzapfel den Auftrag, auch die rückwärts neu angebrachte Unterführung in Angriff zu nehmen. „Es ist nicht so, dass bei der ersten Unterführung nicht auch mal etwas drauf gekritzelt wird. Aber so schlimm war es nie. Die Schäden haben sich noch in Grenzen gehalten, auch wenn es kein Spaß ist, ständig nachzubessern.“ Die Ausbesserungen über das Jahr übernimmt „Lando“ auf eigene Kosten, „weil ich leidenschaftlicher Künstler bin und weil ich auch für die Menschen, mit denen ich hier zusammen lebe, etwas tun will. Aber die Verschandelung innerhalb der zweiten Unterführung nehmen Ausmaße an, die man nicht mehr einfach so hinnehmen kann.“
Text/Fotos: Uli Singer





