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100 Jahre und kein bisschen leise…

Gilching (7. Februar 2024) – Sie ist in Gilching eine der letzten Zeitzeugen, die auf hundert Jahre Leben zurückblicken können. 1924 in Uffing am Staffelsee geboren machte Anni Simon eine ungewöhnliche Karriere. Mehr im Kleinen, doch in der Region hat sie sich als „Klöppelmeisterin“ einen Namen gemacht. Am heutigen Mittwoch feiert sie ihren 100. Geburtstag.


Radelt Anni Simon Richtung Germering vorbei, winkt sie meist kurz ab, was so viel bedeutet, wie „keine Zeit“. Dann kann es schon vorkommen, dass man sie anschließend beim Dehner im Nachbarort  trifft, wo sie nach Pflanzen für ihren gepflegten Garten Ausschau hält. Nein, ein Gärtner ist hier nicht am Werk. Und auch ihr gemütliches Häuschen wird, wie schon der Garten, von Anni Simon persönlich auf Vordermann gebracht. „Warum soll ich mir helfen lassen, wenn ich selbst noch alles erledigen kann. Und wenn ich nicht mehr Radl fahren kann, dann schiebe ich es halt“, frotzelt sie. Am heutigen Mittwoch feiert Anni Simon ihren 100sten Geburtstag innerhalb der Familie. Dazu gehören Sohn Hans, drei Enkel und zwei Urenkel. Für Freitag hat sie 60 Wanderfreunde aus dem Alpenverein ins Wirtshaus eingeladen. Seit vielen Jahren gehört sie der Wandergruppe an, trifft sich wöchentlich mit ihr am Stammtisch und geht auch regelmäßig mit wandern. Übrigens, Walter Feigl, Direktor des Feuerwehr-Museums in Erling-Andechs hat Anni Simon eingeladen, ihn und das Museum zu besuchen.

Und wie kam sie nach Gilching? Anni Simon lacht. Nicht etwa ausschließlich der Liebe wegen, sondern um 1942 herum habe es eine so genannte Wohnraumbewirtschaftung gegeben, erklärte sie. „Die Eltern meines künftigen Mannes Johann aber hatten in Gilching ein Häuschen. Das Erdgeschoss war vermietet, Johann wohnte im ersten Stock alleine. Deshalb bestand Gefahr, dass ein Teil der Wohnung zwangsbelegt wird.“ Da sei ihr Künftiger, der 15 Jahre älter war als sie und als Eisenbahner oft in Uffing Dienst tat, auf die Idee gekommen, die damals 18Jährige hübsche Bahnfahrerin zu fragen, ob sie seine Frau werden wolle. 1942 wurde geheiratet, ein Jahr später fand der Einzug ins Gilchinger Häuschen statt.

Vier Jahre später wurde dann Johann Simon bei der ersten demokratischen Wahl nach dem zweiten Weltkrieg zum Bürgermeister gewählt. Anni Simon aber hat sich um Sohn Hans und den Haushalt gekümmert, ihre restliche Zeit aber mit Handarbeiten verbracht. „Stricken konnte ich schon von Kindesbeinen an. Mein Onkel hatte ein Wollgeschäft in Murnau und so mussten wir Kinder von klein auf Socken stricken. Nur die Fersen hat unsere Mama übernommen.“ Als sie dann zufällig beim Bummel in München eine alte Frau sah, die „fantastische Klöppelarbeiten“ anfertigte, stand für Anni Simon fest, sich diese Kunst anzueignen. Seither fertigt sie übers Jahr für den Adventmarkt der Pfarrgemeinde St. Sebastian einzigartige Kunstwerke als Unikate an. „Die Nachfrage ist groß. Die Leute rufen oft von weit her an und fragen uns, ob es auch wieder Klöppelarbeiten von der Anni gibt“, ergänzt Annemarie Frisch, Mitorganisatorin des Basars. Im Vorjahr gingen über den Verkauf an Anni Simons Tisch übrigens rund 2300 Euro ein. Davon hat die heute 100Jährige 2100 Euro für soziale Zwecke gespendet.

Uli Singer                             

Uli Singer

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