Sozialpädagogen appellieren an Bürgermeister Manfred Walter, bei der Suche nach einem Raum zu helfen
Wegen fehlender Intimität bleiben Hilfe suchende Jugendliche in Gilching oft auf der Strecke
Gilching – Zu einer unendlichen Geschichte mit fraglichem Ausgang entwickelt sich mittlerweile das Raum-Problem im Gilchinger Jugendtreff. In der Sitzung des Jugend- und Sozialausschusses am Montag appellierten die zuständigen Sozialpädagogen an das Gremium, das Thema ernsthaft anzugehen. „Die Lage spitzt sich zu, weil wir keinen Raum haben, wo die Jugendlichen unbeobachtet von außen über ihre Probleme reden“, bedauerte Kira Bliem.
„Gemeindliche Jugendarbeit wird in Gilching großgeschrieben…“, heißt es auf der Homepage der Gemeinde Gilching. Gelobt werden zudem die zwei Sozialpädagogen Kira Bliem sowie Stefan Marx, die aus dem Jugendtreff „nicht nur einen sicheren Hafen, sondern auch einen Ort des Lernens und der persönlichen Entwicklung“ gestalteten. Die Realität jedoch sieht etwas anders aus. Insbesondere die weibliche Klientel wie auch Jugendliche mit Problemen blieben auf der Strecke, erklärte Bliem. „Wir können nur bedingt auf sie eingehen, weil wir nur das Büro haben, das aber von außen einsehbar ist. Weint ein Jugendlicher während des Gespräches, sitzt er für alle sichtbar auf dem Präsentierteller.“ Ein Problem, das seit 2021 bekannt ist, betonte Bliem. „Viele der Jugendlichen bringen viele psychosoziale Probleme auf verschiedenen Ebenen mit. Die Lage spitzt sich mittlerweile zu. Wir könnten noch viel mehr tun, um die Jugendlichen etwas aufzufangen. Dazu aber brauchen wir dringend einen zusätzlichen Raum, wo wir ungestört auf sie eingehen können.“
Zu den häufigst auftretenden Problematiken zählten Abhängigkeiten von Nikotin, Cannabis und Alkohol sowie zunehmendes Cybermobbing. Wobei letzteres mehr auf die weibliche Klientel zutreffe, so Bliem. „Leider teilen die Mädels untereinander kräftig aus, verschicken verstörende Videos sowie fiese Kommentare.“ Da der Jugendtreff jedoch vorwiegend von „dominanten männlichen Besucher“ frequentiert werde, zögen sich die Mädchen eher zurück und seien so auch nur schwer zu erreichen, um ihnen bei Problemen zu helfen. Generell aber herrsche laut mangels Räumlichkeiten ein „hohes Konfliktpotenzial“ wegen der großen Altersspanne zwischen den Elf- und 23Jährigen. Derzeit steht dem Jugendtreff ein Raum mit knapp 200 Quadratmetern, ein Büro mit 13 und ein Lager mit sieben Quadratmetern zur Verfügung.
Bürgermeister Manfred Walter räumte ein, dass das Raumproblem allen bewusst sei. Doch einen Lösungsansatz gebe es derzeit nicht. Die benachbarten Räume unterhalb der Rathaus-Turnhalle werden unter anderem von der Blaskapelle, von der AWO sowie ein bis zweimal die Woche von Judokas genutzt. Dennoch versprach er, mit dem TSV Rücksprache zu halten, ob man für den Bereich Judo eine Alternative finde, so dass dieser Raum dem Jugendtreff zugeschlagen werden könnte. Den Vorschlag von Diana Franke (Grüne), zu überlegen dem Jugendtreff die unteren Räume der Keck-Villa zu überlassen und für die AWO als derzeitiger Nutzer (Tafel) eine Alternative zu suchen, lehnte Walter als nicht machbar ab.
In Punkto Aktivitäten und detaillierte Besucherzahlen gab Stefan Marx Einblicke. „Es finden wieder vermehrt Angebote, Workshops und Veranstaltungen statt. Positiv ist, dass viele Jugendliche aktiv mitgestalten und sich mit Ideen einbringen.“
Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Donnerstag von 14 bis 20 Uhr, am Freitag von 14 bis 21 Uhr und jeweils an zwei Samstagen im Monat ebenfalls von 14 bis 21 Uhr.
Uli Singer