AllgemeinEs war einmal...

Der Friedhof im Gilchinger Altdorf zählt zu den schönsten im Landkreis Starnberg

Einst wurden die Toten rund um die Kirche St. Vitus beerdigt

Gilching – „Einer der schönsten Friedhöfe innerhalb des Landkreises Starnberg liegt oberhalb des Altdorfes Gilching auf dem Ölberg“, war 1974 im Münchner Merkur zu lesen. Die wenigsten Gilchinger aber wissen, dass der Friedhof ursprünglich um die Kirche St. Vitus angelegt war. 1961 wurde er aufgelassen. Die Gebeine liegen heute in einem Sammelgrab.

Seit dem Bau der St. Vitus-Kirche im Gilchinger Altdorf – als Baujahr wird die Zeit um 1300 angegeben – war der Platz um die Kirche der Friedhof der Gemeinde. In den damals üblichen Familiengräbern war immer wieder Platz für die Toten der nachfolgenden Generationen. Bei Neubestattungen wurden die noch im Grab vorhandenen Schädel in oder bei der an die Kirche angebauten Sakristei untergebracht, schreibt Rudi Schicht in der Gilchinger Ortschronik. „Festgestellt wurde bei der Kirchenrenovierung 1961, dass sich noch heute unter dem Fußboden der Sakristei eine große Zahl von Totenschädeln aus früheren Zeiten befindet.“ Irgendwann jedoch war kein Platz mehr. Zumal die Einwohnerzahl der Gemeinde seit Eröffnung der Eisenbahn im Jahr 1903 kontinuierlich wuchs. Eine Erweiterung des Gottesackers kam nicht in Frage, da er an allen Seiten von Straßen beziehungsweise einem Bauernhof eingegrenzt war. Das Ratsgremium beschloss deshalb anno 1928, einen neuen gemeindlichen Friedhof inklusive Leichenhauses „auf dem Berge“ oberhalb der Kirche anzulegen. Die Einweihung fand bereits zwei Jahre später statt. In den Heimat-Klängen aus dem Vierseengebiet war unter anderem zu lesen: „Der Gemeinderat hat sich durch die Errichtung dieses Friedhofes selbst ein Denkmal gesetzt. Idyllisch passt sich der schmucke Bau der Landschaft an und wird dadurch zur Zierde der Ortschaft.“ Seitens der Verantwortlichen wurde zudem empfohlen: „Haltet den Friedhof rein von Kitsch und Süßlichkeit… Setzt keine bombastischen Grabsteine aus poliertem, fremden Gestein, keine Porzellanengeln, keine Fotografen (Anm. der Red.: vermutlich sind Fotos gemeint) kein Glaskränze…“.

Im alten kirchlichen Friedhof jedoch fand die letzte Beerdigung am 26. Mai 1943 statt. Bereits 1955 wurden große Risse an der Friedhofsmauer festgestellt. Schicht: „Der Berg drückte und das Ziegel- und Feldsteinmauerwerk hielt dem Druck nicht mehr stand.“ Die Auflassung wurde unter der Auflage beschlossen, dass „die voraussichtlich noch zu Tage kommenden Gebeine in einem würdigen Sammelgrab vor der Kirche beizusetzen sind und dort zur Erinnerung an den alten Friedhof ein Kreuz aufzustellen ist“. Niemand ahnte seinerzeit, dass die Einwohnerzahl der Gemeinde und somit auch die Todesfälle ab 1938 durch die Zuwanderung der Dornier-Arbeiter und ab 1945 durch viele Heimatvertriebene, die ansässig wurden, exorbitant zunehmen würden. Es blieb nicht aus, dass trotz eines weiteren Friedhofs rund um St. Nikolaus im Gilchinger Ortsteil Argelsried der Friedhof bei St. Vitus erstmals in den Jahren 1974 bis 1978 und seither immer wieder mal erweitert werden musste.


  

Uli Singer

Liebe Leser und auch -innen, seit gut einem Jahr präsentieren wir Ihnen auf stanet.de nun schon aktuelle aber auch historische, kuriose und lustige Geschichten aus dem Alltag. Kostenlos und ohne jeglichen Hintergedanken. Warum? Weil es Spaß macht und weil es wichtig ist, dass viele Portraits und Erlebnisse, die in den herkömmlichen Tageszeitungen oft keinen Platz finden, nicht vergessen werden sollten. Mittlerweile finden unsere Geschichten bis zu 4000 Leser. Es gibt auch viel positives Feedback. Was uns narrisch freut. Schön wäre es dennoch, wenn es hin und wider auch eine kleine Spende für die echt aufwändige Arbeit unseres Redaktions-Teams geben würde. Und wenn's pro Leser auch nur mal so ummara … wären... ist übrigens ganz einfach... Entweder auf den Spenden-Button drücken, der sich je Artikel mal ob oder mal unten befindet. Es geht aber auch noch einfacher über Paypal - als Adresse lediglich singer@singer-online.de eingeben. In diesem Sinne - Danke, fürs Zuhören und fürs Lesen Uli Singer

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Vielleicht interessiert Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner