Baden anno dazumal – heute kaum vorstellbar
...doch groß geworden sind wir alle
Eine historische Geschichte – für Kinder und für große Leute
Hechendorf – Wenn ihr heute ein Fußballmatch hinter euch habt oder im Sommer wegen der hohen Temperaturen total verschwitzt seid, was macht ihr dann? Richtig, unter die Dusche gehen oder ein gemütliches Bad nehmen – nicht allzu heiß. Das war nicht immer so. Fragt mal eure Großeltern, wie sie es anno dazumal mit der Hygiene hielten. Oder ihr schaut in die Aufzeichnungen von Helmut Schwarz, ein bekannter Liftlmaler aus Hechendorf, der im Juli vor fünf Jahren im Alter von 72 Jahren leider verstorben ist.
Helmut Schwarz wurde 1945 geboren, also zu einer Zeit, als es in den Wohnungen noch keine Bäder gab. Vielleicht bei Grafen und Königen. Aber nicht beim einfachen Bürger. Auch nicht im Elternhaus von Helmut Schwarz. „Allwöchentlich samstags wiederholte sich der Ritus“, schreibt Schwarz. „Es war Badetag, oder auch der Waschtag.“ Dazu wurde im Keller der Waschkessel, in dem normalerweise die Wäsche gekocht wurde, angeheizt. Dadurch wurde nicht nur das Wasser im Kupferkessel heiß, auch im Keller entstand eine angenehme Wärme. Badezimmer, wie man sie heute kennt, gab es damals noch nicht. Bei Schwarz wurde dann für die wöchentliche Reinigung mittels eines Kübels das heiße Wasser in eine Zinkbadewanne, die mitten im Keller stand, geschüttet und mit kaltem Wasser aufgefüllt. So lange, bis eine angenehme Badetemperatur entstand.
Und hier der Video-Clip mit Helmut Schwarz
Und jetzt erzähl ich euch etwas, was ihr fast nicht glauben werdet. In ein und dasselbe Badewasser stiegen am Badetag alle Familienmitglieder. Üblich war es in den meisten Familien, dass erst der Papa, dann die Mama und zum Schluss die Kinder an die Reihe kamen. Um aber immer eine angenehme Badetemperatur zu haben, wurde abgekühltes Badewasser aus der Zinkwanne entnommen und durch heißes Wasser aus dem Heizkessel aufgefüllt. Bei Helmut Schwarz, so erzählte er, sei die Reihenfolge der Badenden umgekehrt gewesen. Da durfte er als Kind als erster ins frische Nass hüpfen. Zimperlich durfte er nicht sein. „Meine Mutter benutzte Kernseife und eine grobe Bürste, um den Dreck der Woche abzuwaschen. Die Haare wurden mit Essigwasser nachgespült. Dann kam ich raus aus der Badewanne und wurde mit einem Handtuch abgetrocknet, das der Zeit entsprechend hart wie ein Brett war. Einen Vorteil aber hatte das Abrubbeln mit dem brettlharten Handtuch – die Durchblutung wurde gewaltig angeregt, was ja der Gesundheit zuträglich war.