Das Projekt Fernwärme boomt in Gilching
Dringend gesucht Heizungsfirmen, die Aufträge übernehmen können
Gilching – Selten gab es bei einem öffentlichen Projekt in Gilching so eine Harmonie wie Zustimmung, wie es derzeit in Punkto „Fernwärme“ der Fall ist. Was mitunter daran liegt, dass sich die Bürger ernst und auch mitgenommen fühlen. Was ein Gast anlässlich der jüngsten Info-Veranstaltung im Gilchinger Rathaus auch so kundtat. Wermutstropfen sind regionale Heizungsfirmen, die wenig Interesse an einer Zusammenarbeit in Punkto Fernwärme zeigten.
Gastgeber waren die Gemeindewerke Gilching in Kooperation mit Silenos Energy, deren Vertreter die rund 250 Bürger über den neuesten Stand der Dinge informierten sowie Fragen zu den Themen Anschluss, Kosten, Förderungsmöglichkeiten und Zeitrahmen beantworteten. Während Projektleiter Jan Haas (Gemeindewerke) für die relativ vielen neu hinzugekommenen Interessenten kurz das technische Geothermie-Prozedere sowie die Anmeldeformalitäten erklärte, eröffnete Patrick Schulte-Middelich stellvertretend für Silenos Energy, „dass wir jetzt einen Bohrplatz direkt an der Staatsstraße 2069 außerhalb des Wasserschutzgebietes gefunden haben, für den wir bereits die Genehmigung beantragten“ (wir berichteten). Geht alles nach Plan, rechnet Schulte-Middelich bis Anfang 2024 mit dem Beginn der Bohrungen. Wobei es baulich weder zu hohen Bohrtürmen noch zu Landschaft verschandelten Hochbauen kommen werde. Geplant ist auf etwa 3000 Quadratmeter Fläche eine Hütte mit Büros und Toiletten sowie einem Wärmeaustauscher.
Geplant ist, pro Jahr 100 Gebäude an die Fernwärme anzuschließen, erklärte Klaus Drexler, Geschäftsführer der Gemeindewerke. „Insgesamt gibt es in Gilching 4500 geeignete Gebäude, von denen innerhalb der nächsten zehn Jahre 1000 mit Fernwärme versorgt werden sollen.“ Wobei sich Drexler angesichts der großen Nachfrage mittlerweile auch einen höheren Abdeckungswert vorstellen könnte. Klappt es mit der Tiefenwärme wider Erwarten nicht, stünden alternativ Hackschnitzel als Heizmaterial zur Auswahl, erklärte Drexler. Auch wenn es seitens der Initiatoren und Befürworter wie am Schnürchen zu laufen scheint, ein echtes Problem stellten die Heizungsbauer dar, räumte er allerdings auf Nachfrage einer Interessentin ein. Ist nämlich der Fernwärmeanschluss ins Haus gelegt, müsste der Heizungsbauer für die richtigen Wärmetauscher innerhalb des Hauses sorgen. Und ohne diese gehe es nicht. „Wir versuchen seit 2019 eine Kooperation mit allen relevanten Heizungsfirmen. Noch zeigen sie sich sehr distanziert und sind außerdem mit Aufträgen gut versorgt. Wir bleiben aber dran und versuchen alles, damit es nicht am Heizungsbauer scheitert.“ Generell appellierte Jan Haas an die Besucher, sich bei allen Fragen an die Gemeindewerke zu wenden. „Wir beraten kostenlos und können auch individuell auf Ausnahmesituationen eingehen“, sagte Haas. Reichlich Infos, darunter auch die aktuelle Entwicklung sowie ein Plan der künftigen Baustufen, gibt es außerdem im Internet unter www.gemeindewerke-gilching.de. Die jüngsten Fachvorträge sollen zudem als Video-Mitschnitt auf der Gemeindeseite veröffentlicht werden.