Jeanette Scherer Ehrengast beim CSU-Stammtisch in Guiching
Die Großnichte von Liesl Karlstadt erzählte aus ihren Erinnerungen
Gilching – Wenn einer was zu erzählen hat, sollte er Gast bei einem Stammtisch sein. Gleichwohl dies gar nicht so einfach ist. Der Tisch, an dem man sich regelmäßig trifft, gehört nämlich den Stammtischlern. Oft gibt es sogar eine Sitzordnung und wehe, ein Fremder achtet diese Regeln nicht. So war es jedenfalls früher und wird es auch heute noch hin und wider so gehalten. Nicht beim CSU-Stammtisch im „Oberen Wirt“ in Guiching, zu dem CSU-Ortsvorsitzender Roland Schrafstetter jeden ersten Montag im Monat einlädt. Hier sind Gäste, ob eingeladen oder spontan, Willkommen.
Vor etwa drei Jahren hatte Roland Schrafstetter die Idee, einen regelmäßigen Stammtisch im „Oberen Wirt“ einzuführen. „Uns ging es darum, Menschen aus der Gemeinde kennen zu lernen, egal, ob sie Mitglied bei der CSU sind oder auch nicht.“ Für ihn sei der Stammtisch schlichtweg ein regelmäßiger Treffpunkt, der zu einem echten Meinungsaustausch anregt, aber auch an dem die Geselligkeit gepflegt werde. „In der heutigen Zeit mögen zwar digitale Treffpunkte den schnellen Austausch ermöglichen, aber der bayrische Stammtisch bleibt weiterhin für viele ein wichtiger Ort des echten analogen Miteinanders. Ich habe sogar das Gefühl, dass es wieder mehr Menschen gibt, die die Vorzüge eines lebendigen Stammtisches schätzen.“
Das Karlstadt-Gen hat geholfen
Jüngst hatte Schrafstetter zudem die Idee, jeweils einen Ehrengast zum einzuladen. Den Anfang machte am Montag Jeanette Scherer, die Großnichte der beliebten Volksschauspielerin Liesl Karlstadt. Die 65Jährige, kürzlich in Fürstenfeldbruck einstimmig zur Vorsitzenden der Brucker „Senioren-Union“ gewählt, hat längst Erfahrungen mit öffentlichen Auftritten gesammelt. Wurde sie doch schon 1993 zur Faschingsprinzessin der traditionsreichen Würmesia gewählt. „Ein Titel, den man nicht so leicht bekommt“, gesteht Scherer. Doch sie ist überzeugt, dass ihr, wie so oft im Leben, ein wenig das Karlstadt-Gen geholfen hat. „Mir liegt einfach die Bühne und das Rampenlicht im Blut.“

Doch Scherer ist vielseitig. Am Stammtisch schwärmte sie außerdem von ihrem Geschick, aufwändige Schmuckstücke herzustellen, die sie ausschließlich auf Märkten oder privat verkauft. In Gilching fand sie aufmerksame Zuhörer, die sich von den Ideen der 65Jährigen anstecken ließen und überlegten, sich das eine oder andere Schmuckstück mal in Echt anzuschauen.
Begeistert war das Stammtisch-Team auch von Schrafstetters Idee, regelmäßig den einen oder anderen Ehrengast einzuladen. Wobei es sich um umtriebige Einheimische handeln kann aber auch um politisch engagierte Menschen aus dem Umland.
„Ja, die Stimmung war sehr gut“, freute sich der Gastgeber. Zumal irgendwann nach der Chorprobe die Sänger des Guichinger Gesangvereins eintrudelten, und vor dem Anstoßen mit einer Maß Bier erst einmal ein Gstanzl zum Besten gaben. Abschließend versprach Schrafstetter, Jeanette Scherer, die mit Ehemann Günther gekommen war, wieder einzuladen – „Ihr könnt‘ aber auch ohne Einladung spontan vorbei kommen“ – beziehungsweise habe er auch schon den nächsten Ehrengast im Fokus, verriet der CSU-Vorsitzende. „Erst brauche ich seine Zusage, dann kann ich auch sagen, wer es ist“, betont Schrafstetter. Der Stammtisch findet jeweils am ersten Montag im Monate im „Oberen Wirt“ statt – Beginn ist um 19.30 Uhr.
Fotos/Text: Uli Singer



